Donnerstag, 23. Dezember 2010

Zweifel. Hoffnung. Planung

Schwierig. Schwierig.
Nach so vielen Problemen, soviel Arbeit, soviel notwendiger Hilfe durch andere. Jetzt plötzlich scheint alles zu laufen?
Es ist wieder einmal so eine Situation, wo man es nicht glauben kann. Eine Lösung eines Problems ohne irgendein spektakuläres Ende. Ohne einem Riesen Akt der Anstrengung. Einfach so abgeschlossen.
Heute ab 1000 war ich wieder bei Francisco. Wir haben uns noch meine Seitenwagenbremse angeschaut, die manchmal erbärmlich quietscht. Aber auch seine Untersuchung hat nichts ergeben. Alles unauffällig. Das Rad läuft vielleicht etwas unrund – die Bremse schleift ein bißchen. Aber das war´s. Auch ihm fällt nichts wirklich auf. Noch kurz mal die etwas verzogene Bremsscheibe zurechtgeklopft und dann den Reifen wieder drauf montiert.
Nachdem das Profil schon absolut total abgefahren ist – Profiltiefe 0,4mm  ;-)   - beschließe ich mir einen neuen Reifen zu gönnen. (Daß dieser gebrauchte Reifen in so einem Zustand von meinem Gespannbauer raufmontiert wurde, daß ich mir bereits nach nicht mal 5000km einen neuen kaufen muß, erwähne ich nicht besonders.)
Tja. Aber das finden von einem passenden Reifen in der Dimension 155 R15 ist hier schwieriger als eine passende Zündspule und eine Zündsteuergerät aufzutreiben. Nach zwei Geschäften, die Francisco und mir die Info geben, daß es hier in dieser Gegend so eine Dimension nicht gibt – bestenfalls in Trelew ca. 60km entfernt – geben wir die Suche auf. Fahren wieder zu Dany Motos, Franciscos Werkstatt zurück, und bauen das Motorrad vollständig zusammen.
Dann das bei Francisco eingelagerte Gepäck aufgeladen und versuchsweise noch mal den Motor gestartet.
Alles funktioniert einwandfrei.
Und vom Klang her auch ohne Auffälligkeiten. Keine Fehlzündungen. Keine Probleme mit dem Starten. Alles so wie ich es mir erhoffen würde.
Francisco verlangte dann 1200 Pesos (240€) für seine 2 Tage Arbeit – inklusive der (gebrauchten) Zündspule aus einer alten Yamaha, die er herumstehen hatte und die er ja jetzt neu bestellen mußte (Neupreis dafür 210 Pesos +20% Mehrwertsteuer). Aber er hat mir die Wahl gelassen entweder bis kommenden Freitag zu warten, bis die neue da ist, oder mit der alten einfach weiterzufahren.
Mir gefällt Francisco. Ich schätze seine philosophische Art seine Arbeit zu machen. Irgendwie frei übersetzt in dem Motto – Don´t Worry, be happy! Und wenn wieder ein Problem auftritt, dann löse es dann.
Fällt mir sehr schwer nach 3 Wochen Hardcore Stress mit dem Motorrad. Aber ich merke, daß ich langsam auch diese südamerikanische Relaxtheit aneigne gemäß „Irgendwie geht´s immer weiter. Die einzige Unbekannt hierbei ist nur das wann!…"
Ich habe mich auch sehr über die Nachricht von Ekki gefreut. Einem mir total unbekannten aus einem Forum, der mir sofort den Transport von ein paar Ersatzteilen organisiert hätte. Ein paar Bekannte fliegen gerade nach Uruguay und denen hätte er mir die Teile mitgegeben. Sowas finde ich echt klasse.
Generell was ich ihn den letzten Tagen an Hilfsbereitschaft von unbekannten Leuten erlebt habe, hat mich sehr beeindruckt.
So verrückt es klingt – aber irgendwie bin ich Mr. Churchill beinahe dankbar für diese ganzen Erfahrungen und dadurch Bekanntschaften. Sowas prägt schon…

Dann bin ich wieder in mein Hostal zurück. Mr. C. wieder von den ganzen Sachen befreit, im Locker Room des Hostals die Camping Sachen eingelagert, dann Mittagessen gegangen – war schon total ausgehungert – und jetzt noch ein paar Nachrichten bearbeiten, die ich noch erledigen muß.
Ich warte ja noch auf Freischaltung meiner VISA Karte durch Comdirect. Ich hatte da den Code mehrmals falsch eingegeben und da mußte ich erst über das sichere Portal eine Freischaltung durchführen – das Email mit dieser Bitte von mir hat nicht gereicht.
In Vorbereitung für die Bezahlung von Francisco habe ich gestern noch mit meiner österreichischen EC-Karte Geld abgehoben – zweimal 900 Pesos (180€). Mehr geht nicht. Dafür wurden mir auch jeweils 1,5% Gebühren von der österreichischen Bank Austria und 16 Pesos (3,2€) von der argentinischen Bank draufgeschlagen…
Aber gut, daß ich das gestern abends noch gemacht habe. Heute waren die Schlangen wieder elends lang. Dadurch, daß man nur so kleine Beträge abheben kann, müssen die Leute sehr oft zur Bank. Und heute warteten ca. 20 Leute wieder vor der Bank. Etwas, was man sich in Österreich gar nicht mehr so richtig vorstellen kann…
Die Inflation ist hier gigantisch. Wenn man sich von der Bank Geld ausborgen will, muß man in 2 Jahren den doppelten Betrag zurückzahlen, meinte Francisco. Heftig.
Ach – was ich noch gar nicht erwähnt habe. Die Klobrillen hier sind einzigartig! Das sind relativ weiche Plastikbrillen, die mit Luft gefüllt sind. Also richtige Luftkissen. Anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Nach einer Eingewöhnungszeit allerdings sehnt man sich richtig nach einer Zeitung…

Tja. Also nachdem langsam eine gewisse Hoffnung aufkommt, daß Mr.C. Probleme zu Problemchen wurde stellt sich ein bisserl die Frage wie´s weitergeht.
Es klingt vielleicht wieder etwas verrückt. Aber ich hab mich so an die Probleme von Mr.C. gewöhnt, daß mir ein bisserl diese Aufgabe abgeht. Ich bin noch gar nicht wirklich auf´s Reisen eingestellt. Bis jetzt war ich eher in einer Art Überlebensmodus – aber das genießen der Reise war für mich noch so unnatürlich weit entfernt.
Etwas strange. Beinahe ein bisserl ein Loch. So eine Art Pensionsschock.
..Verrückt. und jemanden anderen nicht wirklich erklärbar.

Anyway. Aber ich habe eh noch einige Sachen bei Mr. C. zu erledigen. Ich möchte die ganzen Ersatzteile, die ich mithabe intelligenter an Mr.C. befestigen, sodaß ich dann im Schadensfall besser darauf zugreifen kann. Klassiker sind solche Sachen wie Gaszüge und Bremszüge parallel zu den vorhandenen zu verlegen, sodaß wenn sie dann irgendwo in der Pampa dann reissen, man diese dann einfach umstecken kann und mit den parallel verlegten weiterfahren kann. Oder es stört mich auch, daß aus der Zuleitung von meinem Zusatztank in den Haupttank ein wenig Benzin austritt. Ist nur eine Kleinigkeit, stört mich halt. Und daß ich das Fahrzeug nach dem Umbau von Peter Römer nicht mehr durch den TÜV kriege, dagegen kann ich im Moment eh nichts machen. Muß ich halt so akzeptieren – ist eines der Probleme, derer ich mich dann widmen kann, wenn es soweit ist, daß ich in Österreich beim Pickerl stehe… First things first.
Ah ja. Weihnachten ist ja auch morgen. Wollte da auch noch was vorbereiten.

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