Mittwoch, 29. Juni 2011

Fuck! What a day!

Susan meinte gestern in der Früh – “Es ist Dein Geburtstag. Es kann nichts schief gehen.“

Es begann damit, daß Kurt bei mir in mein Zimmer hinein kam und meinte, daß er jetzt aufbreche. So ohne Vorankündigung. Vielleicht sieht man sich ja mal wieder.

Und nach dem Motto der 10 kleinen Negerlein, waren´s dann nur noch 2. Susan und ich.

Naja. Soll ja nichts schlimmeres geben. Die Fahrt von unserer Unterkunft begann spannend. (Übrigens: mein Zimmer mit Bano privado war 80 Bolivianos (rund 12USD) – ursprünglich. Weil das warme Wasser (Technische Details!) aber dort nicht funktionierte, bekam ich es dann um 50. Ein normales Zimmer / d.h. pro Person ist 30 Bolivianos) )

Weil keine 100m – noch im Dorf – war gleich eine knackige Wasserdurchfahrt: ca. 10m lang und dahinter gleich ein ca. 50m lange starke Steigung. Und das mit kaltem Motor. Sehr fein. So zum Aufwachen sozusagen.

Die Fahrt ging dann dafür aber spannend weiter. Unsere rund 100km nach San Cristobal waren durch ein Naturereignis geprägt: Sandsturm. Mit Sichtweiten genau bis zum Vorderrad. [Für die technische nicht so versierten: Definition Vorderreifen: Gummiteil, welcher so ca. 1,5, von dem Kopf entfernt die Richtung des Fahrzeuges beeinflußt]

Was die ganze Fahrt so spannend machte – mein Hinterreifen war schon großflächig abgefahren. Das Gewebe mit den Stahldrähten kam bereits auf einer Länge von 10cm durch. Aber keine andere Alternative habend, mußte ich halt bis San Cristobal fahren. Dort gibt es nämlich eine „Gomeria“ / Reifenhändler. Und ich hatte die Hoffnung, daß der mir eventuell ein Stück aufvulkanisieren kann. Und ich dann somit noch bis nach Sucre komme, wo ich sowieso ein großes Service wieder machen muß und andere Reifen drauf kommen…

Naja. Den Sandsturm haben wir überlebt. Obwohl es dann mit den teilweise 20cm tiefen Sandpfützen etwas mühsam war zu fahren.

Spannend war es dann wie wir zur nächsten Flußquerung kamen. Zuerst der Fluß. Dann wieder eine steile Böschung. Und danach noch einen kleinen Bach auf längliegenden Holzstämmen zu überqueren.

Der Fluß war etwas diesig – wir konnten nicht wirklich sehen wie tief er war. Durch das Reinwerfen von Steinen haben wir versucht die Tiefe zu bestimmen – aber mit mäßigem Erfolg. Zum Glück kamen dann ein paar Geländewagen und wir konnten sehen, daß es gerade einmal 20cm waren. Glück gehabt also…

Also mit Vollgas durch. Die Böschung hoch.

…und zwischen den Holzstämmen hängengeblieben, weil sie sich weggeschoben haben und mein Hinterreifen dann zwischen zwei Stämmen eingeklemmt war.

Nach ein paar Minuten warten kamen dann wenigstens ein paar Fahrzeuge, deren Leute mir dann beim Hochheben mit Wagenheber und zurückschieben geholfen haben.

Übrigens – nachdem ich zwischen den Holzbohlen hinuntergerutscht bin, habe ich mit meinem Bremsauge des Hinterreifens aufgesetzt und mir dabei dieses ziemlich verbogen. Dieses Bremsauge dient aber dazu die Hinterradbremse zu aktivieren. Nachdem ich ja noch immer nur mit Motorbremse und Hinterradbremse fahre, war der Gedanke, daß mir meine Hinterradbremse auch noch ausfällt nicht sonderlich lustig. Aber zurück biegen wollte ich es nicht – nicht, daß das wegen dem spröden Material auch noch vollkommen abbricht. Lieber eine noch schlechtere Hinterradbremse in Kauf nehmen.

Weiter ging´s. Dann kam die nächste Flußwquerung. Diesmal konnte man den Grund aber sehen – ca. 80cm. Also nix mit uns. Ein LKW Fahrer sagte uns dann, daß es weiter südlich noch eine andere Flußquerung gäbe. Nach ein bisserl suchen haben wir sie dann auch gefunden.

Die Tiefe war aber schwer einzuschätzen – zum Glück war aber der Weg selber recht kurz.. Nachdem es sonst aber keinen Weg gab, mußten wir da durch. Wir beschlossen dann, Susan mit ihrer 200ccm Maschine als erste fahren zu lassen. Falls sie feststecken sollte ist es leichter sie wieder flott zu kriegen. Mit viel Karacho ist sie dann auch halbwegs heil rübergekommen.

Ich bin dann auch durchgeschossen. Auf den Fußrasten stehend habe ich das fließende Wasser circa auf der Hälfte meines Schienbeines gespürt. Ich schätze also so ca. 50cm. Bei der Durchfahrt bin ich aber auf den Fußrasten gestanden – und das Schwallwasser hat aber trotzdem meinen Helm vollkommen eingehüllt. Needless to say – alles darunter.

Gut, daß es keine 9C hatte bei der restlichen Fahrt. Weil mit kalter Kleidung und insbesonder Füßen kann sowas ganz schön ungemütlich werden.

Aber dann – wegen dem echt ledierten Hinterreifen jeden einzelnen Kilometer runterzählend – endlich San Cristobal in Sicht.

Nach einigem Suchen finden wir endlich die heiß ersehnte Gomeria. Der schaut sich den Reifen an. Und meinte nur – „Ach. In Uyuni bekommt ihr besser einen Reifen.“ Und meinte weiters, daß man mit so einem Reifen noch locker 200km fahren kann. Ohne Probleme. Ohne irgendwas. Und war dabei sehr überzeugend. Dann habe ich noch sicherheitshalber den Chef gefragt, ob er das auch so sieht. Was er auch tat.

Nach ein bisserl Diskussion beschlossen Susan und ich dann noch weitere 100km nach Uyuni durchzuschiessen – in der Hoffnung auf endlich mal wieder ein gescheites Essen. Und ein Glaserl Wein. Ein sauberes Bett. Zivilisation halt. Zu meinem Geburtstag halt wirklich ein schönes Geschenk an mich.

Mittlerweile war es schon 17:00. Aber trotzdem einfach Augen zu und durch. Und die Straßes soll ja recht gut sein.

Daß die Sonne unterging (ab ca. 18:00 ist Schluß) und es echt erbärmlich kalt wurde, war ein technisches Detail. Daß bei Susan das Licht nicht ging und ich mit meinem Flutlich etwas Sicht verschaffen mußte war ja auch nur eine Kleinigkeit. Daß aber nach 65km dann plötzlich der Hinterreifen ex ging, war nicht lustig. Und es genau eben zu der Zeit (ca. 18:30) echt schon dunkel war, war echt bescheiden… Mitten auf der Hauptstraße dann noch in der Dunkelheit bei ca. 6C mittlerweile den Reifen Fix anzuwenden mit klammen Fingern war eine Herausforderung. Was aber sowieso auch nichts nütze – das Ventil verstopfte und selbst mein Kompressor schaffte es nicht mehr dieses frei zu pressen. Und der Reifen blieb „flat“.

Also dann in der vollkommenen Dunkelheit noch versucht einen Wind- und Sichtgeschützten Platz zu finden. Susan ist mit Ihrem Standlicht dann noch 3km weitergefahren in der Hoffnung zumindest eine Seitenstrasse abseits von der Hauptstrasse zu finden. Aber ohne Erfolg.

Dann habe ich also beschlossen einfach auf der Seite der Straße zu campen – wenn man keine Möglichkeiten hat, macht man auch Sachen, die man nicht so gerne mag. Schließlich ist Bolivien nicht unbedingt als sicherstes aller Länder bekannt.

Lustigerweise, wie ich so das Strassenbankett herunterrolle, stellt sich heraus, daß genau dort ein kleiner Weg wegführt – und zu ein paar Sandhaufen führt, die in der totalen Ebene hier zumindest ein bißchen Schutz bieten.

Again needless to say, daß Susan und ich beim Zelt aufstellen einen starken Wind hatten. (Übrigens – die Leute von der Gomeria meinten, daß der Wind nur heute eben aufgetren sei. Und sonst überhaupt nicht. Klarerweise.) Auf den Staub im Zelt und bei meinen Sachen habe ich dann gar nicht mehr geachtet. Hauptsache etwas zur Ruhe kommen nach so einem Tag.

Ach ja für die Leute der schlimmen Gedanken – in der Nacht bei dem Stoffwechselbreak um ca. 23:00 hatte das Termometer -6,8C. Und nach so einem Tag bleiben die Hände auf jeden Fall wo sie gehören!

Mit meinem Schlafsack Equipment war die Nacht eigentlich ganz ok. Insbesondere weil ich ja auch ca. 1h lang beim starken Wind extra das Zelt abgespannt hatte. (Needless to say, daß der ausgetrocknete Lehmboden die Heringe so ziemlich gar nicht gehalten hat. Und ich da bei jedem 5 mal versuchen mußte, bis der hielt)

Ca. 20 Minuten, nachdem ich etwas ko endlich ins Zelt gekrochen bin, hörte der Wind übnrigens auf. Vollkommene Windstille die ganze Nacht durch.

Heute in der Früh mache ich mich also daran meinen Hinterreifen zu wechseln. Und erkenne, warum der Pannenspray so gar nicht funktioniert hat – nicht das Gewebe war durchgerieben. Sondern einfach ein 4cm langer Nagel steckte in ihm drinnen… FUCK! Eh Kloa! Der Scheissemagnet läßt grüßen.

Tja. Needless to say, daß mein Hinterreifen nur mit einem speziellen Mehrzahnschlüssel gewechselt werden kann. Den ich nicht habe.

Somit ist Susan dann in das 35km entfernte Uyuni gefahren um einfach einen Abschleppservice zu organisieren. Ich habe das ganze Werkzeug wieder zusammengeräumt und das halb montierte Hinterrad wieder zusammengeschustert. (Bis auf ein Distanzstück ist es mir sogar gelungen.) Klarerweise hat rechtzeitig zu der ganzen Reparaturen der Wind wieder eingesetzt. Genau so stark wie gestern.

Und ich liege gerade im Zelt. Tippe diese Zeilen. Und erinnere mich wieder daran, daß ich eigentlich meinen Geburtstag nicht mag.

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