Freitag, 18. Februar 2011

Singen. Vertreibt Schmerzen.

Praktisch. Ich sitze gerade am Beifahrersitz. Und lasse mich kutschieren. Ist auch mal was feines.
Derzeit düsen wir gerade (ausnahmsweise auf einer Asphaltstraße - ach welch Luxus!) vom Torres del Paine National Park Richtung El Calafate zurück. Nach 3 Nächten im Zelt haben uns die Menschenmassen überzeugt, daß Wandern sehr fein ist. Aber es eventuell besser ist nicht in der Hauptsaison gerade im Wandergebiet des südlichen Südamerikas Nummer 1 unterwegs zu sein.
Also wieder zurück nach El Calafate. 81km Luftlinie. 226km Straße. Eine Grenze später.
(Naja. Und Campingplätze, die 15€ pro Person pro Nacht verlangen tun ihr übriges)

Gestern waren wir etwas spazieren.
…und haben mal ein Bisserl unsere Sünden abgebüßt.
Und es hat ja wieder mal – wie so oft – harmlos begonnen.
Die Tage davor sind wir gemütlich von Puerto Natales, wo wir schon ein Trockentraining im Camping gemacht haben – das erste Mal mit Schlafsack und Zelt mitten in einer Stadt genächtigt, in den Nationalpark gefahren.
Dann zwei gemütliche Tage im Park herumgefahren und kurze Ausflüge zu Fuß. Vorgestern haben wir dann unsere erste 2h Wanderung gemacht – wie uns dann Menschen beinah im Rollator entgegen gekommen sind, haben wir dann allerdings beschlossen unser Wanderniveau doch etwas zu heben.  Und haben dann beschlossen am nächsten Tag die Wanderung zum Mirador de Torres del Paine zu machen. Drei und einhalb Stunden. Eine Richtung.
Naja. Mal zwei macht halt sieben Stunden. Aber wir sind ja young strong and healthy.
Also brav um 10:00 losgegangen. Ein Blick aufs Navi zeigt mir schon bereits beim Losgehen an, daß wir ein Stück später zwei Höhenlinien im rechten Winkel kreuzen werden.
Aber bei diesem Prachtwetter und diesem gemütlcihen Beginn des Weges… Ach. Kann ja nicht so schlimm sein. So irgendwie…
Tja. Nach dieser Lektion der angewandten Topographie weiß ich es besser. Kreuzen von Höhenlinien im rechten Winkel ist keine gute Idee.
Aber alles nicht so schlimm. Nach jedem Streckenabschnitt hat man ja die Chance, daß es besser wird.
Was es nicht wurde. Die letzte Etappe zum Ausblick war fast 1h. Für einen Kilometer. Aber dafür nur „aufi". Aber das wirklich lustige begann dann am Rückweg. Weil alles was man „aufi" geht, muß man a wieda „aube". Und Leute mit Knieproblemen finden sowas sehr lustig.
Naja. Also 9 Stunden später, 800 Höhenmeter rauf - und wieder runter und 19,19km danach habe ich mich vor lauter Lachen nicht mehr halten können. Vor lauter Schmerzen. (Ab einem gewissen Alter beginnen halt die Wehwechen…)
Und wie wir so ins Camp zurückkamen waren nur noch zwei Sachen am Tagesprogramm. Duschen. Und Essen – sofern letzteres noch geht vor lauter Lachen. Weil Knie abbiegen war nicht mehr so wirklich möglich…
Um dann nicht in Verlegenheit zu kommen, daß ich nach dem Essen nicht mehr hochkomme, habe ich das Duschprogramm vorgezogen. Handtuch geschnappt. Seife unter dem Arm. Zur Dusche gehumpelt.
Es war gerade kurz vor sieben und ich war der einzige der in die Dusche ging.
Warmes Wasser aufgedreht. Und gewartet. Bis es warm wird.
…Was in diesem Fall lange dauerte. Sehr lange.
Nix mit warmer Dusche. Das Wasser war sehr naturnah. Also sprich frisch aus den Bergen. Oder man kann auch sagen A****kalt.
Tja. Also drei Optionen: 1) Auf die Dusche verzichten (Keine Option in dem Zustand) 2) Auf warmes Wasser warten (anbetracht meiner Knie auch keine Option) 3) Warmduscher ade! Halt mit eiskaltem – im wahrsten Sinne des Wortes – Wasser duschen. Was ich auch tat.
Und bei dieser Temperatur konnte man dabei nur singen.
(Dann kamen übrigens noch zwei Argentinier hinein. Die auf meinen Hinweis nur selbstbewußt meinten – „Ach. Kein Problem". Die Dusche aufdrehten. Und auch sangen. Noch lauter als ich.)
Das gute an der Geschichte – ich hatte danach keine Gedanken mehr an meine Knieschmerzen.
Womit bewiesen ist – Singen vertreibt Schmerzen.
Es hat sich dann herausgestellt, daß anscheinend zeitgleich mit meinem Duschbeginn die Gastherme ausgefallen ist. Eh kloa.
Anyway.
Dafür gab´s dann ein lukullisches Philadelphia-Erdnußbutter-Salami-Ei Sandwich. Naja. Derer mehrere. Klarerweise. Und einer (geschmuggelten) Flasche Argentinischen Rotwein.
Auch fein. (In Kombination mit einem Aspro und einer Parkemed 600mg Tablette insbesonders.)

Aber die ganze (Tor)tour hat sich wirklich ausgezahlt. Wir hatten einen traumhaften Tag mit super Blick auf die 3 Torres! Angeblich war seit über 2 Wochen nicht so eine Sicht auf die Spitze... Einfach herrlich!
Ach. Übrigens – eigentlich wollte ich ja brav mit meinem SPOT Messenger unsere Kamikaze-Masochismus Tour aufzeichnen. Nur nach 4 Tagen des Campens, wo ich die Batterien nicht aufladen konnte,war Schluß mit der Energie. Also deswegen nur die kurzen Statusmeldungen per Satellit.
Aber ich werde irgendwann mal versuchen den GPS Track hochzuladen – nicht daß mir das dann wieder keiner glaubt mit dem Herumhatschen…  ;-)

Ah. Tankstelle in Sicht.  La Esperanza. Mal schauen ob die Internet haben… 
[Hatten Sie nicht. Sind aber miittlerweile in El Calafate am Parkplatz vor einem Restaurant wo wir schon mal waren und von dem ich das Passwort damals abgespeichert hatte… :-P]

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