Mittwoch, 16. November 2011

Reiß. Zähne

Das spannende am Schreiben ist - die Lokalitäten, wo man dies tut, verändern sich permanent. Naturgemäß beim Reisen halt. Wie zum Beispiel jetzt gerade.

Ich sitze gerade auf einer sehr fetten, überaus bequemen Couch. Im Hintergrund angenehme Lounge Musik. Neben dem Kaltwasserspender Kaffee zur freien Verfügung. Genauso wie auch Inca Cola - die lokale Softdrinkspezialität, und auch eine 2,5l Flasche Coca Cola. Und eine Flasche Blended Scotch Whiskey darf nicht fehlen - letztere aber im Gegensatz zu den anderen Getränken fast leer.

Ich sitze gerade in der Priesdent Zahnarzt Praxis hier in Arequipa. Susan bekommt gerade eine Wurzelbehandlung – während ich es mir mit den Getränken gut gehen lasse.

Der werte Leser wird sich frage: Zahnarztbesuch – was ist daran denn besonderes? Nun ja – gute Dental Services hier in Peru zu finden ist eine Sache. Vertrauenswürdige eine andere.

Nachdem Besuch bei unserem Zahnarzt Alfredo in Cusco, waren wir sehr verwöhnt, was ausgezeichnete, geduldige Betreuung mit modernster Technik angeht. Nur leider gingen Susan´s Beschwerden trotz Breitbandantibiotika Therapie und Lokal-Penicilin Verabreichung nicht weg. Und so haben wir die letzten Tage hier in Arequipa mit einer Zahnarztsuche verbracht.

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Und wie ich so gerade am schreiben bin, ruft mich die Arzthelferin in das Operations-Zimmer. Und es stellt sich heraus, daß die OP abgebrochen werden muß. Die Begründung sei ein zu enger Nervenkanal, der erst mit Medikamenten geweitet werden muß, bevor die Operation fortgesetzt werden kann.

Und klarerweise hat der Doktor den ganzen Tagen voll mit Terminen und somit kann er erst am Freitag weiter machen.

Nun ja. Arequipa ist ja auch eine nette Stadt. Also wieder mal ein bisserl Zeit versitzen. Schmarrn aber auch.

 

Wir grübeln gerade, was wir tun sollen. Das beste wäre zu Alfredo nach Cusco zurück zu fahren – wenn man schon mal einen guten Zahnarzt gefunden hat, den man vertraut, dann sollte man dort auch tunlichst bleiben.

...Anyway. Wieder mal die Lektion – gewisse Sachen sollten einem bei der Reise nicht passieren. Zahnprobleme. Blinddarmentzündungen. Oder Motorradschwierigkeiten. Alles die gleiche unschöne Kategorie.

 

Unabhängig davon hatten wir gestern ein interessantes Erlebnis. Ich vermute mal, das passiert auch nur in Südamerika.

Wie wir so im Taxi zum Zahnarzt sitzen (4 Soles,  rund 1,3€) parkt ein Auto aus. Und nimmt die rechte Seite des Taxis mit, welches gerade daran vorbeifährt.

So richtig schön 40cm an der Seite entlang gestreift.

Als Europäer denkt man sofort an Haftpflichtversicherung. An Polizei rufen und Unfallaufnahme. An Zeugeneinvernahme und heftige Streitgespräche.

Aber hier?... Nix. Ned einmal gar nix.

Das parkende Auto parkt einfach weiter aus. Und fährt davon.

Und wer jetzt glaubt, daß der Taxilenker jetzt wutentbrannt aus dem Auto springt... Weit gefehlt... Ein zaghaftes Hupen einmal, wie wir an der roten Ampel so hinter dem anderen Auto stehen. Aber ansonsten nix. Ned einmal gar nix. Nun gut – auf der anderen Seite wer die Bürokratie hier in Südamerika kennt, wird sich wahrscheinlich dreimal überlegen ob er wegen einem kleinen Kratzer da den Aufstand macht.

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