Samstag, 12. November 2011

Hoch. Zeiten in Ollantaytambo

Ich sitze gerade im Hostal in Cusco und grüble gerade wie ich die
ereignisreichen letzten Tage zusammenfassen kann.
Vorgestern waren wir in Ollantaytambo und haben die Party intensive Hochzeit
von Matthias und Candy besucht.
Es war wirklich sehr interessant diese Hochzeit zweier Kulturen beizuwohnen.
Und neben der in Südamerika obligatorischen Verspätung gab es jede Menge
Essen, Alkohol, Tanz und Musik. Sehr, sehr fein.
Wenn gleich ich auch zugeben muß gestern dann nicht so fit gewesen zu sein.
...Hmmmm - vielleicht doch zuviel Musik? ;-)
Nachdem ja Bilder mehr sagen als tausend Worte, habe ich einfach mal schnell
die Photos der letzten Tage zusammengefaßt: Klick hier


Was mich dann allerdings sehr bewegt hat, war wieder einmal eine
Bekanntschaft - Ricardo, ein Freund der Familie.
Ricardo war vor 40 Jahren der Trauzeuge bei der Hochzeit der Eltern von
Candy, hatte ein bißchen den Kontakt mit der Familie verloren, wurde dann
unerwarteterweise nach Jahren plötzlich wieder angerufen und zu dieser
Hochzeit eingeladen.
Durch Zufall landete er bei uns dann am Tisch der "Gringos".
Es stellte sich dann heraus, daß er um Geld zu sparen irgendwo auf einer
Couch bis in die Früh warten wollte um dann den ersten Bus zu sich nach
Hause zurück zu nehmen. Aber nachdem in dem Zimmer von Susan und mir noch
ein weiteres Bett frei war, luden wir ihn einfach nach der Feier zu uns ein
- und am nächsten Morgen (oder technisch gesprochen dem der Nacht folgendem
nächsten Vormittag) noch zu einem Frühstück.
Susan rekelte sich noch etwas im Bett weiter, während Ricardo und ich zum
Café ums Eck aufbrachen.
Und Ricardo erzählte mir dann mehr aus seinem Leben. Ricardo - der spanische
Name für Richard, wie mein Vater. Und ein Jahr jünger als mein Vater.
Sein Vater hat seine Mutter verlassen, bevor er geboren wurde. Das er sich
alles selbst erkämpfen mußte. Wie er als junger Mann dann von Lima aus
illegal in die USA aufbrach. Dort jahrelang hart arbeitete. Geld ansparte.
Und trotz Jahre langem Aufenthalt in den USA kaum ein Wort Englisch spricht
- weil in den Gegenden der USA, wo er lebte, Englisch nicht notwendig war.
Wie er dann in irgendwelche Drogendeals verwickelt wurde - nur weil er in
einem Supermarkt in Miami arbeitete, dessen Besitzer Drogen aus Südamerika
importierte. Und bei einer Razzia eben dieses Supermarktes verhaftet wurde.
Das FBI sein Sparkonto mit über 100.000 USD konfiszierte - und ihm mit
diesem Geld zurück nach Peru abschob. Gerade einmal dann 10 USD für die
Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt in die Hand drückte.
Wie er sich seitdem versucht durchzuschlagen. Mit selbst angebauten
Heilkräutern und Tinkturen, die er an irgendwelche Truck-Fahrer verkauft.
Touristen kaufen es selten. Dafür gibt es zuviele Verkäufer von
irgendwelchen Sachen, die die Touristen bestürmen.
Wir reden über das europäische Sozialsystem. Über das Mindesteinkommen in
Europa.
Und das es beides nicht gibt in Peru. Das er allein ist. Keine Familie.
Wie lange es bei ihm noch weitergeht? Noch ist er fit. Wie lange noch? Wer
weiß.

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