Freitag, 25. November 2011

Feindbilder des modernen Mechanikers

Sprengringe. Ich könnte all diese in die Luft sprengen. Kleine, fiese Bauteile, die einem zur Verzweiflung bringen können.
Manch werter Leser wird sich fragen, was denn dies ist. Wikipedia hat zu diesem Ungetüm auch einen Eintrag: "Ein Sprengring ist eine besondere Form des Sicherungsrings und dient im Maschinenbau zur formschlüssigen, axialen Festlegung von Bauteilen wie Rädern oder Lagern auf Achsen, Wellen bzw. Lagern, Achsen etc. in Bohrungen. "
Oder auf Deutsch: ein kleiner, fieser Teil der dazu dient, daß irgendwas nicht von irgendwo runterfällt.

Die letzten Tage habe ich verbracht mir MrC´s Elektrik zur Brust zu nehmen. Und ausnahmsweise mal in angenehmen Ambiente. Ein Platzerl im Schatten. WiFi Empfang bei MrC. Tische, wo man sich ausbreiten konnte. Das ganze in einer staubfreien Umgebung – am Rasen vom Casa de los Pinguinos.
Aber die Welt wäre doch zu schön, wenn es nicht auch nervige Sachen gäbe. Neben Sprengringen – auf die ich gleich nochmal näher eingehen werde – nämlich auch kleine, gierige Blutsauger. Die ausländische Kost lieben. Vorzugsweise anscheind Qualitätsware aus Österreich. (Nun gut. DAS kann ich dann ja allerdings verstehen)
Aber mit Hilfe von einer 2mm dicken Schicht von DEET habe ich auch das überlebt.

Aber um wieder auf Sprengringe zurück zu kommen. Diese kleinen Dinger waren in meinem Anlasser verbaut, den ich zerlegt habe um zu schauen, ob meine Starterprobleme dadurch entstehen.
Nope. Sind sie nicht. Aber weil ich gerade so schön in Fahrt war, habe ich ihn nach vollständiger Zerlegung noch mal schnell gereinigt, eingefettet und dann wieder zusammengebaut.
Netterweise haben mir dann ein paar Kollegen aus dem 2-Ventiler Forum Schützenhilfe gegeben – und mir dann eine Lösung vorgeschlagen, die ich dann auch realisiert habe: das Problem war, daß zuwenig Spannung am Anlasser anlag, sodaß dieser den Motor nicht in Bewegung setzen konnte. Irgendein Hund in der Elektrik – ein zu hoher Übergangswiderstand bei irgendeinem Bauteil oder sowas ähnliches. Aber die Spannung war hoch genug um ein Relais zu schalten – welches ich dann eben dazwischen gebaut habe und welches – unter Vermeidung irgendwelcher Bauteile – direkt von der Batterie gespeist wird. Klingt doch gut theoretisch, oder?
Tja. Theorie und Praxis. Weil in der Praxis war´s natürlich so, daß mir das Schraubgewinde vom Magnetschalter des Anlassers abgerissen ist.
...Mir ist das Herz ordentlich in die Hose gerutscht. Mein Flug für den Weihnachtsfrieden in Österreich geht am 30.November. Es war der 24. November wo mir das passiert ist. Ich muß MrC auch noch aus Peru rausbekommen – weil man nur 90 Tage eine „Temporary Import Permit" bekommt. Also MrC kurz nach der Grenze in Arica bei einem Bekannten für die Zeit meines Intermezzos in Europa und USA parken. Und dann noch irgendwie schauen wie ich von dort oben im Norden noch weitere über 2000km nach Santiago de Chile komme...
Und dann passiert mir sowas. Ein abgerissenes Gewinde von einem Magnetschalter. 5 Tage vor meinem Abflug. Wo krieg ich den schon wieder her?
Aus Erfahrung weiß ich ja, daß es tagelanges, wenn nicht sogar wochenlanges Suchen hier in Südamerika ist, bis ich den irgendwo wieder auftreiben kann. Und ich muß aber wieder mal mir MrC das Land verlassen.
Tja. Ich habe geflucht wie ein Rohrspatz. (Und mir überlegt, wo ich meinen Kummer mit Alkohol ertränken kann)

Nun gut. Aufgeben tut man einen Brief.
Also in die nächste Motorrad Werkstatt gegangen, dort meine Situation erklärt, einen mitleidigen Blick erhascht, mitgeteilt bekommen, daß das ganze ziemlich vertrackt sei. Aber ich kann es doch mal im Miraflores Viertel probieren. Da gibt´s ein paar Läden.
Also in das nächste Taxi gesetzt. (Dort nett mit dem Taxifahrer geplaudert: er erzählte mir, daß sein Auto 800cc hat. Und ich antwortete: mein Motorrad hat 1000cc. - Ach, ich mag diese Männerspiele.)
Dann hat mich der Taxler an einer Straßenkreuzung abgesetzt. Ich bin in das erste Geschäft reinspaziert. Habe dort mein Problem erklärt. Und die Aussage bekommen, daß sie keinen Magnetschalter für diesen Anlasser haben. Aber vielleicht ja das andere Geschäft. Nur ein paar Cuadras (Häuserblöcke) entfernt. Yap. Das Spielchen kenne. So beginnt immer das Pontius-zu-Pilates Spiel. Kenne ich leider zur Genüge.
Ich dreh mich um. Werf einen Blick in die Vitrine. Und was sehe ich? Meinen Magnetschalter. 45 Soles (rund 13€) ärmer gehe ich mit einem dicken – und sehr erleichterten - Grinser aus dem Geschäft. Versteh einer Südamerika.
(Und ich erwähne jetzt nicht, daß dieser Magnetschalter in Europa rund 60€ kostet)
Und somit geht´s morgen nach Arica weiter. Theoretisch halt.

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