Dienstag, 9. August 2011

Reter Pömers* Erbe

Ach. Manchmal sind es die kleinen technischen Details. Die einen umbringen. Oder zumindest können.

Samstag ist dann Apolinar noch in mein Hostal gekommen und hat den Wackelkontakt behoben.

Am Sonntag habe ich dann noch mal einen intensiven Check von meinem Fahrzeug gemacht. Und mir ist aufgefallen, daß die Öleinfüllschraube von meinem Endantrieb ölig ist. Was eigentlich komisch ist, da für den Reifenwechsel der Endantrieb an sich eigentlich gar nicht angegriffen werden muß.

Ist ja alles nicht so schlimm. Mach´ma halt schnell einen Ölstandcheck aller Ölstände.

Das Problem bei meinem Fahrzeug ist, daß der Ölstand des Kardans nur in der Art überprüft werden kann, daß man einfach Öl in den Kardantunnel einfüllt und wenn nicht mehr reingeht: dann ist er voll – eine dedizierte Ölstandsschraube wie beim Endantrieb fehlt. (Für diejenigen die eine Ölstandschraube nicht kennen – man öffnet diese und füllt Öl nach. Wenn es dann anfängt von dort rauszutropfen ist der korrekte Ölstand erreicht)

Wie ich das eben überprüfen möchte und somit Öl nachfüllen will, stelle ich fest, daß meine ganzen Ölflaschen fehlen. Die habe ich in irgendwelche Öffnungen am Fahrzeug hineingesteckt. Und sie sind alle nicht mehr da. Anscheinend haben die halbleeren Flaschen bei dem Ausflug zum letzten Sonntagmarkt einen neuen Besitzer gefunden.

...anscheinend hat er sie als halbvoll angesehen.

Anyway.

Nur was machen am Sonntag Nachmittag? Ohne Öl, welches ich nachfülle, kann ich den Ölstand eben nicht überprüfen.

Lustigerweise habe ich dann in der Nacht durch Zufall in einm Null-Acht-Fünfzehn Supermarkt ein SAE85 GL5 Getriebeöl gesehen. Was man so halt braucht und deswegen im Supermarkt so findet...

Tja. Und dann wie ich halt so den Ölstand überprüfe indem ich Öl nachleere. Und nachleere. Und nachleere. Und nachleere... Und... Ähem.

Mein Kardan war staubtrocken.

Wie ich dann gestern, Montag, noch Apolinar, meinen Mechaniker,  anspreche, stellt sich heraus, daß er das für den Kardan vorgesehene Öl in den Endantrieb geleert hatte. Und mein Kardan dafür aber vollkommen trocken blieb.

Daß ich da von seiner Werkstatt bis zu meinem Hostal mit vollkommen trockenem Kardan fuhr, ordne ich in die Kategorie „Technische Details“ ein.

 

Interessant finde ich allerdings die Frage, welcher Idiot sich diese saublöde Lösung für die Demontage des Hinterreifens ausgedacht hat – welche eben auch ein Öffnen des Kardans für einen einfachen Reifenwechsel erforderte.

Um ein einfaches Wechseln des Hinterreifen durchzuführen muß ich nämlich folgende Schritte ausführen:

1.       Nummerntafel demontieren um Zugang zu den ganzen Sachen zu haben

2.       Bremsgestänge demontieren

3.       Kardanöl ablassen und in einem Gefäß zur Wiederverwendung auffangen

4.       Den Kardan vollständig lösen – mit den Mehrzahnschrauben welche übrigens nicht standardmäßig in Werkzeugkästen enthalten sind

5.       Achse lösen

6.       Endantrieb versuchen seitlich wegklappen

7.       Luft ablassen und Hinterrad irgendwie rausfrimmeln

Das ganze Ausbauen und Einbauen am staubigen Strassenrand – normalerweise in solchen Situationen bei schneidender Kälte und / oder starkem Wind - dauert rund 2 Stunden. Also vollkommen schwachsinnig diese Lösung.

Naja. Netterweise hat mir ja Reter Pömer* [der Mechaniker in Deutschland, welcher mein Fahrzeug für die Reise servisiert hatte, *) Name von der Reaktion geändert] eine vollumfängliche Anleitung ausgedruckt. (Daß seine Druckerpatrone hierbei leer ist, möge man bitte entschuldigen) - Reter Pömer * hatte beim Umbau der Scheibenbremse auf Trommelbremse ja den ganzen Endantrieb zerlegt und da dann auch gleich die Photos gemacht.

(Interessant fand ich damal bei den Gesprächen mit ihm, mit welcher überraschenden Vehemenz er mir die „wartungsarmen“ Trommelbremsen ans Herz legte und mir von den laut seinen eigenen Aussagen „gehören zu den besten Schreibenbremsen, die ich je erlebt habe“ abgeraten hat.  Was für ein Zufall. Böse Zungen könnten behaupten, daß er die Scheibenbremse unbedingt für sich haben wollte. Ich natürlich nicht.)

...bei den zwei Emails die wir nach meiner Abreise noch ausgetaucht hatten – bevor er die Kommunikation mit mir abgebrochen hatte - und wo ich angekündigt habe, einen Rückbau meiner Teile nach meiner Reise zu fordern, informierte er mich, daß rein zufällig alle Teile noch vorhanden wäre. Ausgenommen der Scheibenbremse. Ach. Technische Details.

Nachdem ich mit Horst Ullrich in Kontakt bin – den original Konstrukteur von Mr. C., welchen ich übrigens überaus schätze und welcher mir hier in der Pampa großzügig mit Rat und Tat beisteht – habe ich ihn mal gefragt, was ich da so wegen diesem schwachsinnigen Hinterradausbau machen kann. Und auch gleich wegen meinem Problem, daß das Zahnrad meines Endantriebes ja nach gerade mal 16.000km hier in Südamerika nur noch 2,2mm Flankenbreite hat – statt normalerweise rund 6mm. Und daß ich somit laut einhelliger Meinung der von mir befragten Experten rechnen muß noch maximal weitere 10.000km zu kommen. (Daß Reter Pömer* den Endantrieb revisiert hatte vor der Abreise ist ein kleines technisches Detail. Genauso wie daß Carlos, mein Mechaniker in Mendoza, diesen noch einmal um einige hundert Pesos revisieren mußte, weil ein Lager verkehrt herum eingebaut wurde)

Und Horst Ullrich  schickte mir gestern folgende Antwort - ohne meine Servisierungshistorie zu kennen:

Dieses Gespann hatte mit Sicherheit früher mal eine Scheibenbremse. Man konnte dann mit abgelassener Luft das Rad ausbauen ohne das Hinterachsgetriebe zu lösen. Ich hatte nur ein einziges Gespann mal mit Trommelbremse gebaut und diese als zu schwach empfunden. Danach nur noch mit Scheibenbremse hinten.
[...]
Die verbaute Untersetzung ist mit Sicherheit aus einem Gebrauchtteilefundus.
Was böse Zungen jetzt wohl wieder denken könnten?... Der arme Reter Pömer* würde doch garantiert nicht so eine schwachsinnige Lösung für den Hinterreifenausbau machen. Oder doch?...[Es gilt wie immer die Unschuldsvermtutung.]

3 Kommentare:

  1. Vielleicht solltest Du zu Deinem Schutz Deinen Namen auf Rilipe Pheinisch ändern, daß wäre dann eine konsequente "Anonymisierung".
    Dieter

    AntwortenLöschen
  2. Mist, Dieter! Jetzt hast Du den Algorithmus verraten!...
    Rilipe

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Philipe,
    seit längerem mal wieder hier - und gleich lese ich wieder von techn. Problemen... und einer mittlerweile recht klaren Meiung deinerseits zu gewissen Umbauten (die wir damals noch gar nicht thematisiert hatten).
    Na, ich werd den ab heute hier beendeten Sommer mal nutzen, um ein wenig aufzuholen.
    Grüße - Gerd

    AntwortenLöschen