Dienstag, 27. September 2011

Paciencia

Ich sitz gerade wieder in meinem Stammlokal „Banais". Hervorragendes Essen. Kaltes Bier...– und WiFi.

 

Hmmmm... Manchmal glaubt man manche Tage nicht.

So wie heute.

Natürlich hat mich die ganze Sache mit MrC ziemlich beschäftigt. Unter anderem auch zur späteren Stunde. Sprich ab ca. 3Uhr früh habe ich im internet weiter herumgestöbert, was es denn alles sein kann.

Beim Frühstück – auch wieder im „Banais" – habe ich mir auch diverse Dokumente noch vorbereitet, die ich alle dann ausdrucken ließ.

Tja. Und dann begann wieder das große Von-Pontius-zu-Pilates Spiel. Sprich also so ca. eine Stunde in die Zona Sur zu dem Shop gefahren, wo jeder gemeint hat, daß eben „Nosiglia" mit Abstand die besten sind. Mit einer riesigen Motorrad Werkstatt. Und einer großen Auswahl an Ersatzteilen.

Tja. Stimmte auch beides. Nur leider so alte BMW-Motorräder – damit kennen sie sich nicht aus. Und mein Zündsteuergerät als auch insbesonders meine Doppelzündspule haben sie nicht. Und ich möge es doch bei BMW probieren – Andar Motors.

Ach. Mir war eh fad. Also noch dorthin gefahren. Und dann mit Julio dem Chef der Ersatzteilbneschaffung geplaudert. Welcher gemeint hat, daß Zweizylinder Motorräder hier in Bolivien sehr selten sind. Es gibt halt eben gerade mal die brandneuen BMW Motorräder – allerdings mit einer anderen Technologie. Und sonst aber in Bolivien eben nix. Motorräder sind hier die Fahrzeuge des armen Mannes. Und die haben halt immer nur einen Zylinder.

Aber er kennt zumindest eine Werkstatt, die exzellent ist. Und die können alles reparieren.

... „Nosiglia" eben.

Ähem. Daß ich von dort eben gerade kam, war halt Pech.

Nun gut. Also anscheinend komme ich bei dem Thema anscheinend auch nicht wirklich weiter. MrC ist anscheinend zu alt um von BMW betreuut zu werden und zu groß um in Bolivien irgendwelche tüfteligen Anhänger zu finden. Schmarrn. Aber auch.

Also zurück zu Valentin´s Shop.

Hört sich einfach an. Ist es aber nicht.

Weil irgendwie die halbe Innenstadt wurde gerade bestreikt und blockiert. Und somit mußte ich dann kompliziert umsteigen / neuen Bus suchen um halbwegs in Richtung El Alto zu kommen. Im Endeffekt habe ich dann 1,5h gebraucht um pünktlichst um 14:00 zu Valentin zu kommen – zu dieser Uhrzeit war vereinbart, daß ein Freund von Diego (Valentin´s Sohn) vorbeischaut. Ungefähr gleich alt wie Diego. Also vermutete ich so ungefähr 16... Yap. Meine Erwartung war da eher beschränkt. Zugegebenermaßen.

Das einzige was mich da am Vormittag aufgeheitert hat, war der Plausch mit Zulema – einer Zahnärztin, die in Japan studiert hat und neben mir im Microbus gesessen hat. Und mir beim Aussteigen noch ihre Visitenkarte in die Hand gedrückt hat. Falls sie mir irgendwie helfen kann.

 

Nun gut. Aber ich hatte ja wenigstens ein paar Ausdrucke zur Fehleranalyse mit. Wenigstens irgendetwas was ich tun konnte, wenn es denn sonst keine Hilfe gibt hier.

Eh klar, daß genau derjenige Ausdruck fehlte auf dem die Anweisung zur Fehleranalyse draufstand. Alle anderen unwichtigen Ausdrucke habe ich im Printshoip mitbekommen. Ach. Technische Details.

Aber was soll´s. Aufgeben tut man einen Brief.

Und wie ich mich so aufmache um selbst Hand anzulegen und den Tank demontiere kommt der Freund von Diego vorbei. Eine Spur älter wie ich erwartet habe.

Und erzählt mir von seiner Harley, die vor der Tür steht. 1500ccm.

Ähem. Ich glaube ich träume.

Und dann erzählt er mir von seiner BMW R75/7 die er davor hatte. Genau das Modell aus dem MrC zur Hälfte besteht...

Und das lustige daran – ich wollte ja eigentlich viel früher zu Valtentin kommen. Weil ich wollte noch ein paar Sachen vorab ausschließen. Als allererstes, daß der Kill-Schalter nicht die Ursache für alle Probleme ist.

Tja.. Und was war´s? - Natürlich der Killschalter.

Das Leben kann manchmal so einfach sein. Man muß nur Geduld haben. Es gibt für alles eine Lösung.

 

Dann noch schnell ein paar Kleinigkeiten korrigiert (Ölstand, Luftfilter gereinigt, den ausgefallenen Zusatzscheinwerfer wieder angeschlossen) und mich dann von dem Freund von Diego verabschiedet, welcher weg mußte. (Dem, dessen ungewöhnlichem Namen ich mir partout nicht merken konnte)

Dann alle Sachen aufgepackt. Und noch in voller Euphorie mit der Runde geplauscht. Tja. Man muß halt einfach nur Geduld haben. Es kommt immer eine Lösung. Irgendwie.

Beim Plaudern haben wir so über meinen Drehmomentschlüssel gescherzt. Und mir ist dann eingefallen, daß ich noch einen weiteren habe. Gut verpackt in einem meiner Toträume am Bike. Einen, den ich nie verwende. Und den hab ich dann Valentin geschenkt. Welcher sich tierisch gefreut hat darüber.

 

Tja. Dann alles aufgepackt. Mit Spanngurten gut verzurrt. Und – weil ein Freund von Valentin uns noch darauf hinweißt - noch den letzten Test gemacht. Abblendlicht. Ok. Fernlicht. Ok. Hupe. Ok. Blinker links. Ok. Blinker rechts. Ähem. Blinker rechts. Ähem....

Tja. Alles tot plötzlich.

Eh kloa. Was sonst.

Also ALLES wieder runtergenommen. Meinen Spanngurt, der das Federbein entlastet wieder entzurrt. Und die Batterie wieder gecheckt. Aber war alles in Ordnung bei der Batterie. Klar, daß die zu unterst ist. Also unnötig, daß ich deswegen wieder alles entladen hab.

Abgekürzt: es stellt sich heraus, daß ich einen weiteren Wackelkontakt habe. Nämlich genau dort wo die Nebensysteme mit Spannung versorgt werden. Wo unter anderem auch der Starter dranhängt.

 

Nun gut. Es könnte alles schlimmer sein. Weil MrC funktioniert wieder. Ich kann endlich weiterdüsen. Sehr fein.

Ähem. Habe ich die Theorie und Praxis heute schon erwähnt?

Weil in der Praxis wird morgen den ganzen Tag über alle wichtigen Strassen inklusive der Ausfahrtsstrassen in La Paz bestreikt.

Also mein ursprünglicher Plan MrC üner Nacht bei Valentin zu lassen klappt nicht. Ich muß da vor 08:00 aus La Paz vollkommen draussen sein. D.h. aber, daß ich heute noch MrC zu meinem Hostal mitnehmen muß. Welches im Zentrum liegt. Und dort... Tja. Parkplätze sind ein Fremdwort.

Aber andere Option habe ich halt keine.

Also dann halt mir MrC ins Zentrum zurückgefahren. (Daß er mir wieder abgestorben ist, erwähne ich jetzt nicht. Keine Ahnung, ob das jetzt wirklich auf Grund der Höhe normal ist, oder noch ein weiterer zusätzlicher Fehler ist. Ach. Ich werd´s morgen sehen.)

Tja. Und dann kam schon wieder die bolivianische Gastfreundschaft ins Spiel: Ich bin ja in einem anderen Hostal untergekommen wie damals mit Susan. Im jetzigen gibt es nämlich WiFi, welches ich aber dringend zur Internetrecherche benötigt hatte. Aber eben keinen Parkplatz. Und so bin ich zu dem alten Hostal zurück und habe denen meine Situation reumütig erklärt. Daß es mir leid tut. Sie aber kein Internet haben. Und ich deswegen woanders hin ausweichen mußte.

Und was war?  Alles kein Problem. Es gibt immer eine Lösung für alles. Natürlich kann ich mein Bike abstellen. Und es dann morgen um 06:00 vor dem Streikbeginn abholen.

Finde ich schon klasse.

Ach. Und übrigens: Valentin hat dann für die ganzen Arbeiten genau 0 Bolivianos verlangt. (Entspricht ungefähr 0€)

Sehr klasse, Bolivien.

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