Nun ja. Ich habe mir dann aus einem Fahrradschlauch und einem Spanngurt noch im Vorgarten von Antonio, dem freundlichen Besitzer, der uns da Unterschlupf in Colonia San Pablo über die Nacht gewährt hatte, eine rudimentäre Zugstufe eines Stoßdämpfers gebastelt: sprich, daß das Federbein dann beim Ausfedern nicht mehr gegen den Rahmen schlägt, sondern „natürlich“ begrenzt ist.
Das schwierige dabei ist, den Spanngurt so fest zu ziehen, daß die Vorspannung des Gummiteils ausreicht den in eine Grube fallenden Reifen aufzufangen. Der Spanngurt darf aber dabei nicht so verlegt sein, daß die permanente Auf- und Abbewegung des Rades dazu führt, daß er sich irgendwo aufreibt – das bedeutet also nur um irgendwelche Rundungen geworfen werden. Der Lack geht dort zwar ab. Aber das ist mein kleinstes Problem.
Ist nämlich nicht so trivial sich da was auszutüfteln. Eine weitere Schwierigkeit ist dabei, daß das Federbein ja eben auch einfedert – sprich sich um rund 10cm verkürzt. Und die dann entspannte Fahrradschlauch/Spanngurtlösung muß dann durch ein weiteres Gummiband – ähnlich wie eine Armbrust – unter Spannung gehalten werden, sodaß es nicht irgendwo unkontrolliert anstößt.
Im Großen und Ganzen hat es eigentlich recht gut geklappt. Die ganz harten Stöße habe ich dabei wegbekommen. Aber hier und da schlägt es noch immer auf dieser extrem welligen Ripiostraße durch. Allerdings: auf weichen Eiern langsam zu fahren bin ich ja mittlerweile schon gewohnt.
Nun gut. Zeit habe ich ja. Es ist ja nicht so, daß ich in 3 Tagen aus Bolivien draussen sein müßte, weil mein Visum ausläuft. Ach. Technische Details.
Uns wurde dann gesagt, daß es in Sapecho eine Werkstatt gibt, die mir da weiterhelfen kann.
In Sapecho wurde mir dann gesagt, daß es in dem nächsten Dorf eine Werkstatt gibt, die mir weiterhelfen kann. Dort habe ich dann meinen Reifen abmontiert und meinen Stoßdämpfer demontiert um dem Mechaniker mein Problem zeigen zu können.
Und hier haben wir wieder die Unterscheidung zwischen guten und schlechten Mechanikern. Die guten finden auch für ungewöhnliche Probleme eine Lösung. Die schlechten...
Nun ja sagen wir so: das gute an dem Besuch der Werkstatt war, daß ich geübt habe, den Stoßdämpfer auzubauen. (19er Schlüssel für den Reifen, idealerweise zwei - 17er für den Stoßdämpfer)
Auf jeden Fall ist ja alles nicht so schlimm. Beim Herumfragen hat man uns gesagt, daß es in „Cincuenta y Dos“ eine Werkstatt gibt.
Zweiundfünfzig – die deutsche Übersetzung – hat nicht besonders viel Sexappeal. Sprich – eine staubige Ansammlung von 10 Häusern. Alle entlang der Hauptstraße aufgefädelt. Einen Mechaniker suchen und dort eine Nacht blieben? Aber nirgendwo wo man die Fahrzeuge einstellen kann? Sprich MrC auf der Straße stehen lassen? Einen tiefen Blick in Susan´s Augen später – und weiter gings.
Habe ich übrigens schon die lobenswerten bolivianischen Infrastrukturbemühungen erwähnt? Die großen Straßenbaupläne, die derzeit realisiert werden?
..weil weiter ging´s nicht sonderlich viel. Gerade mal 900m: Straßensperrung wegen Baustelle. Öffnungszeiten: von 17:00 bis 08:00 früh und Mittags dann von 12:00 bis 14:00. Die erste von dreien auf dem Weg nach Caranavi.
Bis Caranavi sind´s noch 68km. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von rund 20 km - also 3 ½ Stunden. Um 18:30 wird´s dunkel. Die Pforte öffnet sich um 17:00. Ergibt: ...
...Wildcampen.
Ich habe ja alles dabei. Ein Vier-Personen-Zelt (Habe ich das schon erwähnt? :-P ), etwas – aber ausreichend - Wasser, Essen, Akkus aufgeladen für einen netten Videoabend. Also spricht doch nichts gegen das Campieren irgendwo.
Tja. Theoretisch.
Praktisch ist es nicht so einfach. Weil dieser Teil der Strecke ist wirklich wunderschön: kurvig sich an irgendwelchen Bergen entlang schmiegend. Tiefe Täler. Herrlicher Blick in den tropischen Regenwald.
...aber keine halbwegs sichtgeschützten ebenen Flächen.
Aber jetzt kommen wieder die bolivianischen Straßenbaupläne ins Spiel. Dank derer gibt´s nämlich in den Baustellenbereichen immer wieder irgendwelche Erdwälle, wo die abgetragene Erde aufgeschüttet wird. Sehr praktisch. Frisch für uns gemacht gab´s da durch Bäume von der Straße geschützt eine schön große freie Fläche mit einem herrlichen Blick über ein Tal. Direkt daneben eine unbewohnte Hütte – sogar mit einem Wasseranschluß. Sehr fein.
Es gab nur zwei kleine Nachteile. Der erste: Die ganze Erde war ganz frisch aufgeschüttet. Sprich das hineinfahren war in der lockeren Erde etwas trickreich, weil die Fahrzeuge etwas eingesunken sind. Und der zweite: Der Platz war direkt neben der Straße. Das bedeutet, daß die in der Nacht vorbeifahrenden Fahrzeuge den ganzen Puderstaub aufgewirbelt haben – welcher sich dann kontinuierlich überall absetzte. Er war teilweise so stark, daß ich durch die eigene Stirnlampe geblendet wurde und diese absetzen mußte.
Aber der liebe Gott hatte ein Nachsehen mit uns. Er schickte uns mitten in der Nacht Regen. Und um sicherzugehen - derer nicht zuwenig.
Eigentlich wollten wir um 05:00 aufstehen um durch die dritte Baustelle, die die Fahrzeuge nur gestaffelt durchläßt, durchzuhuschen.
Aber bei dem Regen? Das Zelt und alles feucht? Na. Da schlafen wir lieber noch ein Runderl weiter und huschen in der Mittagsrunde durch.
Tja. Nach dem Weiterschlafen kurz mal rausgeschaut. Sichtweiten um die 10m – der Nebel und der Regen blockiert alles. Also so wie es ausschaut, doch einen ganzen Tag hier bleiben.
...nur bei dem Regen schwimmt langsam das Zelt davon. Also „kurz“ mal eben mit dem Spaten eine Regenwasserrinne um das Zelt gegraben. Die gute Nachricht: der Boden ist sehr weich. Dafür aber schön feucht und schwer. Nach nur einer Stunde im strömenden Regen war ich fertig.
Nur: habe ich übrigens schon Nachteil Nummer eins erwähnt? Das Einsinken der Fahrzeuge in die lose Erde?
Keine Ahnung, was mich da beim Losfahren erwartet. Ach. Technische Feinheiten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen