Ach. Welch Gefühl.
In Rurre, wie es die Einheimischen nennen – Rurrenabaque – MrC´s Anlasser Probleme gefixed. Gestern in der Früh alles aufgepackt. Abmarschbereit.
Nur noch 2 Sachen auf der ToDo Liste: Rostschutzfarbe für MrC kaufen. Und noch schnell Dollar in Bolivianos wechseln.
Tja. Ersteres war kein Problem – die Sprühdose um 25 Bolivianos war nach ein bisserl herumfragen schnell gefunden.
..aber das Geldwechseln. Hmmmm. Ist ja nicht so, daß alle Dollars gewechselt werden. Es gibt Seriennummern, die halt nicht gewechselt werden – so wie es Susan passiert ist. Sie hat keine Notreserven mehr – und ihr letzter 100 Dollar Schein wird nicht akzeptiert.
Aber ist ja alles kein Problem – ich habe ja auch noch Dollar.
...welche aber auch nicht alle gewechselt werden. Weil meine sind eingerissen. Und die nimmt die Bank nicht an...
Schmarrn aber auch. Also gerade mal noch 60 Dollar in rund 500 Bolivianos gewechselt. Soviel brauch ich ja nicht bis nach Peru rüber. 3 Tage gemütliches rollen und ich bin über die Grenze. Und hier in Bolivien kostet eine Übernachtung rund 30 Bolivianos. Essen rund 20. Also geht sich doch alles super aus.
Ähem. Das nun zur Theorie.
Tja. Die Praxis: Rund 20km nach Rurre hat MrC beschlossen sich eine Ölkühlung zu spendieren. Sprich den Inhalt des Öl-Behälters meines Stoßdämpfer des Seitenwagen gleichmäßig über die rechte Seite zu verteilen. Über alles was da so dort ist: Boxen, Plastiktaschen. Alles voll.
Und dann hat er aber beschlossen, daß Stoßdämpfer überflüssig sind. Und diesen dann bei voller Fahrt beschlossen ihn zu demontieren. Ist ihm aber nicht vollständig gelungen – der im Auge gebrochene Stoßdämpfer hat sich dann am Rahmen von allein abgestützt.
Nun ja technische Details.
In einem kleinem Pueblito habe ich dann gehalten um mir das ganze mal anzuschauen. Auf Grund des Staubes habe ich immer einiges Abstand zu Susan und sie ist somit vorgefahen gewesen. Aber es war nicht so, daß ich bei der Untersuchung dann meines Problems allein gewesen wäre. Innerhalb ein paar Minuten war ich dann umringt von einer Schar von Kids, die mir dann genau über die Schulter geschaut haben, was ich denn so mache.
Aber ist ja alles nicht so schlimm. Es gibt ja einen Schweisser sogar in diesem Örtchen. Naja. Eher Häuseransammlung. Also Glück im Unglück gehabt.
Ach. Habe ich übrigens schon erwähnt, daß gestern Sonntag war. Und der Schweisser natürlich nicht im Ort ist...
Nun gut. Spanngurte sind ja Dein bester Freund. (Nebst Panzerband. Aber das ist ein anderes Thema) Also schnell den oberen Teil des Stoßdämpfers mit einem Spanngurt am Rahmen angegurtet und dann weitergerollt. Rund 60km in die nächste Ortschaft. Aber es ist ja nicht so, daß es Asphaltstraßen sind. Nope. Klarerweise Straßen mit dezenten Schlaglöchern. So rund einen halben Meter tief.
Ich war ein nervliches Wrack, wie ich dann mit meiner Bandlösung diese Strecke gefahren bin...
Aber dann hatte ich Glück. Im nächsten Ort gab´s dann wirklich eine Motorrad Werkstatt.
Der Mechaniker – und der erste übrigens, dessen Namen ich nicht weiß – bat mich nur den Stoßdämpfer auszubauen, dann schweißt er ihn wieder zusammen. Alles kein Problem.
Gut – ich also gemacht. Getan. Sind ja nur 2 M13 Schrauben, die den Stoßdämpfer am Rahmen festhalten.
Die gute Nachricht – die untere Schraube ist dabei so montiert gewesen, daß wenn man die dazugehörige Mutter verliert, die Schraube wenn sie sich hinausrüttelt, von der (übrigens rotierenden) Bremsscheibe gestoppt wird. Genau an der Stelle wo die Muttern der Bremsscheibenschrauben vorbeirattern.
Die schlechte Nachricht: Wenn man diese Schraube eben demontieren will, muß man die Bemsscheibe ausbauen. Dafür muß man aber wiederum die gesamte Bremsanlage demontieren. Eh kloa.
Nun gut. Hatte ich bis dahin eh noch nie gemacht. (Und weil ich grad dran war, habe ich festgestellt, daß der Bremsbelag der einen Bremsbacke schon fast ganz unten war – bestenfalls ein Zehntel Millimeter noch übrig. Aber das ist ein schon lang bekanntes Problem – Reter Pömer* [*Name von der Redaktion geändert] hat schon vor meiner Abfahrt aus Europa die Seitenwagenbremse nicht reparieren können. Was dazu führt, daß diese einerseits furchtbar quietscht – man hört mich teilweise schon hunderte Meter vorab.
Und andererseits der eine Bremsbelag extrem schnell verschleißt. Nun gut. Technische Details halt. Ich sollte mich langsam eigentlich daran gewöhnen. Ob es allerdings sinnvoller gewesen wäre, da vor Abfahrt eine andere zu organisieren, hinterfrage ich da nicht weiter.)
Auf jeden Fall, wie ich dann mit dem endlich ausgebautem Stoßdämpfer in den (öligen) Händen dem Mechaniker entgegen trete, sagt er mir: „Ach. Sorry. Das ist ein Aluminium Teil, welches gebrochen ist. Schweißgerät habe ich. Nur leider keine Elektroden für Aluminium – nur für Eisen. Ist mir vorhin gerade eben ausgegangen." Ach. Technische Details.
Naja. Nach 3 Stunden - dafür hat er dann 50 Bolivianos (5€) verlangt - haben wir es dann endlich nach einigem überlegen geschafft einen Eisenteil an einen Bereich anzuschweissen, der eben auch aus Eisen besteht. Das ich diesen Stoßdämpfer kübeln kann war mir eh schon klar...
Tja. Also am besten einfach einen neuen Stoßdämpfer kaufen und weiter geht´s.
Das lustige an der Geschichte: Magda, eine liebe Freundin bringt mir aus Europa ein paar Ersatzteile mit. Unter anderem auch diesen Stoßdämpfer.
Leider fliegt sie nicht nach Bolivien. Sondern nach Ecuador. Rund 3000km entfernt.
Ist ja alles nicht so schlimm. Setz ich mich halt in den Bus. Hol mir die Teile aus Ecuador und komm zurück. Bau es ein und fahr weiter.
Theorie und wieder Praxis: Mein Visum läuft noch immer per 24.9 ab. Und dann ist halt nix mehr mit Rückkehr nach Bolivien in diesem Jahr. So ist das Gesetz – die 90 Tage habe ich dann ausgeschöpft.
Sprich also: ich muß aber mit MrC nach Peru rüber. Und das sind aber noch rund 1000km. Und Großteil aber Ripio. Mit Schlaglöchern, die... Eh schon wissen. Technische Details.
Übernachtet haben wir dann noch in einem Gasthaus. Naja. Eigentlich auf der Veranda im Zelt. War aber auch ok
Nach dem Tag war ich eh etwas leicht streichfähig.
Heute sind wir dann weiter Richtung Caranavi aufgebrochen. Ähem. Nach rund 1km mußte ich das erste Mal stehen bleiben.
Ein regelmäßiger Stoß ging quer durch´s ganze Fahrzeug.
...Und es hat sich herausgestellt, daß MrC dann beim Ausfedern durch die fehlende Dämpfung so stark auslenkt – wie ein Gummiball – daß er an die maximale Auslenkung des Trägerarms kommt. Sprich das auf Grund zB eines Bodenloches herunterfallende Rad fällt dann in den Trägerarm hinein. Und dieser Schlag setzt sich dann über die Karosserie in das ganze Fahrzeug fort...
...und Spanngurte sind Dein bester Freund. Ich habe dann versucht mit einem Spanngurt die maximale Auslenkung des Tragarmes zu begrenzen, sodaß eben das Lager nicht ausgeschlagen wird. War aber nur mäßig erfolgreich. 2 Spanngurte später weiß ich, daß das keine dauerhafte Lösung ist.
Und nachdem gerade um 17:30 der zweite Spanngurt gerissen ist, habe ich es für heute aufgegeben. Ich muß mir da irgendetwas mit einer Gummilösung überlegen. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.
Heute denke ich darüber nicht mehr nach – bestenfalls noch ein bisserl Morpheus streicheln. Aber das ist das nette an dem heutigen Tag: Ich habe Unterschlupf bei einem älterem Ehepaar hier gefunden, die mich hier in ihrem Garten campieren lassen. Sehr fein.
Statistik des heutigen Tages:
0 Anzahl Tage ohne technische Gebrechen
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