Sonntag, 9. Januar 2011

Zen und die Kunst Handlungsoptionen zu finden.

Wieder einmal ein philosophischer Tag. Also wenig weitergebracht. Und viel geplaudert.
Begann ja schon heute beim Frühstück. Hab mit zwei Argentiniern, Nico und Christian, welche in Buenos Aires leben, mal über diese Schraube gesprochen. Christian arbeitet bei einem Geschäft welche Autoersatzteile verkauft. Und hat mir dann gleich angeboten mal nachzufragen, ob da irgendjemand diese Schraube besorgen kann. Erfahrungsgemäß ist die Wahrscheinlichkeit gering. Aber man weiß ja nie was sich daraus ergibt. Mehr zu solchen Zufällen, wie sie hier eben immer passieren, wenn man nicht damit rechnet später.
Dann habe ich noch schnell ein paar argentinische Freunde angeschrieben, ob sie nicht einen BMW Dealer hier in Südamerika kennen.
Und mein dritter Handlungsstrang - vor Ort versucht etwas auf die Beine zu stellen. Sprich zu Fuß herumgelaufen.
Zuerst zu Casa del Whiskey, welches mir der Deutsche gestern gezeigt hatte. Welches aber keine Schrauben verkauft. Also weiter zur Buloneria La Rosca direkt auf der Hauptstraße Avenida Sant Martin. Diese hatten zwar Schrauben. Meine aber nicht. Sie schickten mich aber zu einem anderen besser ausgestatteten Geschäft, La Buloneria La Radal. In der Nähe der Diagonal  neben der YPF Tankstelle. Kein Problem. Kenne ich ja.
Herumirrend diese suchend,  traf ich einen Motorradfahrer aus Buenos Aires mit einer BMW 1200GS. Der mir erklärte – keine Chance sowas in Argentinien aufzutreiben. Aber ich soll mir das halt einfach bei einer Werkstatt nachbauen lassen… Naja. Also weiter suchen. Dann zu einem Motorradersatzteilgeschäft – ja sowas gibt´s hier auch. Klarerweise nur Honda und Kawasaki… Aber er zeigte mir wenigstens den Weg zur Buloneria La Radal – es gibt nämlich, was ich nicht wußte – zwei YPF Tankstellen hier im Ort. Eh kloa. Kanns dann ja nicht finden…
Die haben mich dann weitergeschickt zu Pepe, einem begnadeten Handwerker.
Natürlich finde ich ihn nicht. Nirgendwo ist irgendetwas was annähernd aussieht wie eine Werkstatt.
Nach ein bisserl herumfragen und dreimal vorbeilaufen an der gleichen Straße frage ich in einer Reifenwerkstatt.
…und ja. Die kennen die Torneria Pepe. Er ist gleich nebenean. Wo ich dreimal vorbeigelaufen bin.
Er ist auf Urlaub. Eh kloa.
Aufgeben tut man einen Brief. Also einfach mal gemütlich Mittagessen. Während dessen überlege ich mir was ich sonst noch tun kann.
Ich favorisiere Handlungsption Nummer 4 – hemmungslos besaufen. Aber allein macht das ja auch keinen Spaß.
Nach dem ich ja zu den Glücklichen gehöre, welche immer wieder schlechte Gesellschaft finden, treffe ich am Rückweg zum Hostal Nico und Chris. Welche mich auch gleich in die lokalen Künste der Alkoholkonsumation einweisen. Einer der beliebtesten Drinks hier ist Fernet mit Cola.
Womit wir auch gleich um 18:00 beginnen – eine tiefe Auseinandersetzung mit dieser Thematik folgt.
Tja. Blöderweise hat mir beim Ausbauen der Schraube ein Argentinier über die Schulter gesehen. Welcher es meinem Eigentümer des Hostals mitgeteilt hat. Welcher mit voller Überzeugung meinte, daß wir das hinkriegen. Und wir genau jetzt (sprich 20:00 am gleichen Abend) uns aufmachen einen Mechaniker aufzutreiben, der die Schraube nachbaut.
Naja. In einem bereits glücklichen Zustand fiel das Reden wenigstens leichter. Wenn auch das Endergebnis – nach dem Anfahren von 4 verschiedenen Orten (allerdings mit einem Auto) – ähnlich philosophisch verlief, wie meine Anstregungen. Sprich sehr erfolglos. Aber wieder einiges an Leuten kennengelernt.
Und das Wort „fortificado“ kennen gelernt – was soviel bedeutet wie „gehärtet“. Nachdem die Schraube ja im Motorraum hochbeansprucht ist, muß die Lauffläche zum Stößel hin gehärtet werden, was (natürlich – eh kloa) nicht trivial ist. Und das kann wieder niemand so einfach tun…
Anyway. Bei der Rückkehr ins Hostal bin ich dann von meinem neuen Zimmernachbarn für einen Spanier gehalten worden. Frag mich nicht wie. Nun gut – ich war sehr flüssig unterwegs.
Vielleicht lag es auch daran, daß er Amerikaner war.
Anyway.
Aber nach so einem Tag, braucht man halt weiteren Zuspruch und Trost. Den ich dann auch fand.
Nur wieder eine Lessons Learned – man sollte nicht versuchen den österreichischen Zug mit der Dauer eines argentinischen Abends (man beginnt! hier um 01:00 normalerweise) zu kombinieren.
Das könnte unschön enden. Sehr schön.

Nachdem ich also am Donnerstag erfolgreich mein Hirn etwas durchgelüftet hatte, sprang ich am Freitag (nach 2h Schlaf. Mehr wird überbewertet) wieder auf um mit dem ADAC zu telefonieren.
Alles kein Problem. Die schicken mir die Teile zu. Alles kostenlos auf Kulanzbasis. Dauert eine Woche.
Ach wie einfach sich manche Probleme lösen!
Unglaublich!

…was sich auch wieder bestätigte. Man sollte das  nicht zu leicht glauben.
Ich bin ADAC Mitglied. Habe aber dort keinen Schutzbrief. Den habe ich nur für den ÖAMTC. Welcher aber nicht auf Kulanz eine Kostenübernahme durchführt, da ich mich ausserhalb des Leistungsumfanges des Schutzbriefes aufhalte.
Tja. Back to square one. Also die ganzen Telephonate umsonst. Und das ganze nach 2h Schlaf mit einem Mordskater.
Macht ja nichts.
Ein deutscher BMW Händler hat mit geschrieben, daß er auch Teile nach Argentinien schickt. Und das dauert laut DHL nur 2-3 Tage. So kann ich mir wenigstens die ganzen Kleinteile, die ich so brauche auf einmal schicken lassen.
Was für ein Glück, daß heute Donnerstag ist, dachte ich mir. Also schnell die Shoppingliste erstellt, an Kleinteilen, die ich mir schicken lasse. Diese noch Gerd, einem unheimlich hilfsbereiten BMW Guru, den ich über das Internet kontaktiert hatte, zum Abgleich geschickt und in der Nacht noch schnell die Bestellung abgeschickt. (Was natürlich nicht so einfach ging, weil das Internet hier im Hostal nicht funktionierte. Und auch nicht in der Cervezeria gleich ums Eck, wo ich mich weitere 2 Stunden herumplagte, bis ich aufgab, zur Tankstelle ging – wo es (wie fast immer hier) kostenlos Internet gab und ich in einer Ecke stehend endlich alles verschicken konnte.
Übrigens - wie sich im Nachhinein herausstellte war nur der Stadtteil, in dem ich mich aufhielt, von den Internet Problemen betroffen.)

Tagsüber war ich dann mit den Burschen von der Nacht davor noch am Strand wieder am Lago Puelo – mit einem wirklich herrlichen Asado. 
Das Fleish war echt herrlich – nix mit Gewürzen. Nur Fleisch, Salz und Holz. Ce ca. Nada mas. Aber unheimlich gut. Das zarteste Fleisch, was ich je gegessen hatte. Echt faszinierend… (Als Beilage typisches lokales Weißbrot - sprich weich)
Tja. Also am nächsten Morgen dann Emails gecheckt und mich noch gewundert, daß ich kein einziges bekommen habe. Normalerweise bekomme ich durch die 4h Vorsprung ja irgendwelche Nachrichten von Zuhausistan.  Aber diesmal nicht. Naja. Meine Hoffnung war, daß die wenigstens schon an meiner Bestellung arbeiten. Damit das ja heute noch unbedingt rausgeht und am Samstag schon in der „Express“-Maschine, die auch am Samstag fliegt, hineinkommt.
…Tja. Das mit dem Alkohol ist so eine Sache. Manchmal löscht er gewisse Tage aus dem Gedächtnis. Ganze zum Beispiel.
Beim Frühstück macht mich Nico dann darauf aufmerksam, daß heute Samstag sei. Und nicht Freitag.
Naja. Zeitlos glücklich halt.
Also umsonst der ganze Stress mit der Bestellung.
Aber ich bin noch immer der Meinung, daß ich mich für meinen Zustand recht gut gehalten habe – abgesehen dieses kleinen technischen Details.

Gestern (Samstag, der echte) war ich dann einfach nur faul. Am Nachmittag mit der Kamera bewaffnet zum Cerro Amigo gelaufen – einem Aussichtshügel ca. 3km vom Hostal entfernt. Gemütlich herumgelaufen. Ein paar Photos geschossen. Und die Besonderheit meines chinesischen Zweitakkus kennengelernt, den ich mir vor der Reise zugelegt habe. Beim Weggehen vom Hostal zur Hälfte voll, was für noch 3 Tage intensives Photographieren normalerweise ausreicht. Beim Photographieren am Cerro Amigo plötzlich das Blinken, daß der Akku fast total leer ist. Ach. Technische Feinheiten halt. (Und ich erwähne jetzt nicht den anderen Akku, der im Hostal brav auf mich wartete)
Jetzt im Moment (Sonntag)  sitze ich gerade und warte auf Nico. Wir wollten heute einen gemütlichen Tagesausflug irgendwohin zu Fuß machen. Er ist gestern dann noch weggegangen. Aber nachdem ich eh noch kurz was schreiben wollte, mag ich ihn da noch nicht aufwecken - obwohl es schon nach elf ist. Ich habe ja Zeit. Und meine Ersatzteile kommen eh nicht vor Donnerstag oder Freitag.
Naja. Zumindest hoffe ich, daß sie genau bis dahin kommen. Man weiß ja nie.  ;-)

1 Kommentar:

  1. Hallo,

    echt spannend und sehr unterhaltsam den Verlauf hier zu lesen ;)

    Herzliche Grüße
    Sascha

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