Freitag, 31. Dezember 2010
Schock, Geldbörsen und Pulgas
Auf sowas triviales wie - eine Dusche.
Hier in dem Hostal gibt es für alle Männer genau ein Klo. Und eine Dusche.
Und nachdem ausgerechnet jetzt (12:30) die ganzen Leichen aus den Betten kriechen, muß ich mich da hinten anstellen mit dem Wunsch der fluidalen Oberflächenbehandlung.
Mein Tag hat heute sehr spannend begonnen.
Ich habe heute fast eine halbe Stunde meine Geldbörse gesucht. Ich hatte sie gestern während meiner Flucht aus dem alten Zimmer "schnell" irgendwo hingesteckt.
...Naja. Und heute in der früh dann nicht mehr gefunden. Ich hatte schon begonnen die ganzen Mistkübel hier im Haus zu druchsuchen. Meine ganzen Taschen sowieso schon dreimal ausgeräumt. Mr.C. auch zweimal schon besucht. Mich zweimal semimeditativ hingesetzt um zu überlegen,wo ich sie hingegeben hatte.
...und wie es halt immer so ist - es kamen drei Effekte zusammen. Nummer eins: Wegen dem Regen gestern hatte ich sie in einen durchsichtigen wasserdichten Beutel gesteckt. D.h. sie entsprach nicht visuell meinem Suchmuster. Nummer zwei: mein Zimmerkollegen war einer der Leichen und das Zimmer war noch etwas verdunkelt, sodaß ich die schwarze Geldbörse nicht so einfach gesehen hätte. Und Nummer drei: Sie ist durch das rasche umziehen in einen anderen Beutel hineingerutscht, sodaß ich sie auch nicht ertasten konnte.
Wie immer habe ich dann in Stresssituationen dann sofort parallel die anstehenden Aktionen geplant: Alle Wertgegenstände, die ich derzeit noch habe,im Locker einsperren - sodaß mir im weiteren herumtun nicht noch was zusätzliches abhanden kommt. Liste machen, was in der Geldbörse alles drin war. Kreditkarten sperren lassen. Harald kontaktieren, daß ich auf seine Notfallkarte zurückgreifen muß. Und wichtig - Lessons Learned Report für die Zukunft schreiben.
Und dann - nach einer sehr adrenalinhältigen halben Stunde - beim vierten Mal durchsuchen meiner "Alltags"-Tasche endlich das erlösende: "Ah. Da is´s"...
Dann ein bisserl die Sachen wieder verräumt, die ich alle herausgezogen habe. Kurz noch ein Stoßgebet gen Himmel gesandt. Und dann endlich meinem ursprünglichem Plan folgend - auf in die City.
Mein erster Besuch ging wieder zu dem Reifenhändler meines "geringsten Mißtrauens" - aber er hatte noch immer keine Antwort von Generalimporteur von Toyo (die einzige der 3 Reifenfirmen, die meine Reifengröße herstellen und auch in Argentinien ansässig ist.)
Natürlich hatte dann die Mittagshitze wieder schön eingesetzt. Aber ich wollte ja das aller notwendigste für die kommenden 3 Tage kaufen - Flohmittel.
Natürlich alles kein Problem - gleich ums Eck gibt´s eine Farmacia. Echt ein Glück, weil bei dieser Mittagshitze ist das Herumalaufen kein Vergnügen.
Ach.
Habe ich schon erwähnt, daß gerade Feiertagszeit ist?
Natürlich hatte diese geschlossen und sperrt erst am 4.1.2011 wieder auf. Gestern hatte sie noch offen...
Also wieder mal einen kleinen Spaziergang gemacht - die einzige andere (und offene) Apotheke war am anderen Ende der Stadt. Wo auch sonst?
Dort angekommen habe ich dann halt mit der Dame sachkundig über Pulgas geplaudert - dem spanischen Wort für Floh. (Schon sehr praktisch das Internet und eine gewisse Selbstorganisation)
Ich wollte ja eigentlich ein Mittel, welches zumindest zwei Gasmasken abgebildet hatte. Nach einer Viertel Stunde hat mich dann die Damen aber überzeugt, daß ich auch dieses Mittel verwenden kann - es ist ausschließlich für den Gebrauch im Freien gedacht - Zelte und Schuppen oder so. Halt was konzentrierteres.
Naja. Gerade noch gut genug für mein 6m2 Zimmer, daß ich hier habe.
Sodale. Kurze Pause gemacht. Meine Dusche ist gerade frei geworden. Also wieder mal kräftig eingeschäumt. Das erste Mal mit dem zarten Babyshampoo mit dem Piniengeruch. So fast die halbe Flasche auf einmal aufgebraucht.
Und dann noch sicherheitshalber die Kernseife, die da gerade herumlag, noch mal zum drüberschrubben verwendet. (Ach wie herrlich ist es eine Ausrede zu haben, sich kratzen zu dürfen...)
Dann gleich das Mittel aus der Apotheke großflächig auf dem ganzen Körper verteilt. Stand zwar irgendwas von Anwendung auf betroffene Stellen. Aber sind technische Details.
Ha. Und dann kam meine Rache.
Also mal schnell mein Bett und meine Sachen eingenebelt. Noch einen extra starken Strahl in den Plastiksack mit meiner Wäsche - und dann raus aus dem Zimmer.
Jetzt sitze ich wieder unten und warte, daß die 15min wieder um sind, sodaß ich wieder rein kann. (Immer ein wachsames Auge auf meinen Zimmerkollegen habend - damit ich rechtzeitig aufspringen kann, falles er ins Zimmer zurück will. Ich wollte ihn bezüglich meiner Vergasungsaktion nicht unnötig "verwirren"...)
Donnerstag, 30. Dezember 2010
Zen und die Kunst der Parasitologie
Mittwoch, 29. Dezember 2010
Please Welcome El Bolson - 717km. 10h am Bike. Bei 34C. Und es war jeden Kilometer wert...
Dienstag, 28. Dezember 2010
Internet Foren sind praktisch. Wieder mal...
Samstag, 25. Dezember 2010
Sonne. Strand. Und Sonnebrand
Solche faulen Tage braucht man. Gemütlich aufgestanden. Beim Frühstücksplauscherl spontan einen kurzen Spaziergang geplant: Nach 6 Stunden erschöpft zurück gekommen – mit einem charmanten Sonnenbrand: Lessons learned – immer schön brav eincremen :-)
Gestern war ´s ja noch sehr net. Hier im Hostal gab´s so ein Weihnachtsessen von (fast) allen Gästen. Jeder hat etwas zum Essen gebracht. Und dann wurde alles auf den Tisch gestellt. Sehr fein.
Ich habe auch was gekauft – aber es war genug Fleisch da und es wurde gemeint, daß ich meines nicht auch noch hinstellen soll.
Somit gab´s dann Reste Essen heute – und nach dem da ein israelisches Mädel nix mehr übrig hatte (und heute alle Geschäfte zu hatten) und ich eh zuviel für mich allein, haben wir dann das ganze noch ein bisserl angereichert mit Sachen die ich noch so bei mir gefunden habe. Steaks, Salat mit Avocado und Zwiebel und noch einen Instantreis mit Zwiebel und Gewürzen aufgepeppt.
…Und es war ein super leckeres Essen, dafür, daß es aus purer Not entstanden ist! Wirklich Restaurantqualität! Sehr fein.
Den ganzen Tag war hier auch das Internet ausgefallen. Somit habe ich dann nur am Abend dann noch ein bisserl meine weitere Reiseroute geplant. Die Trippplanung wird mich noch anscheinend ein bisserl in Anspruch nehmen… - Es gibt schon wirklich viel hier zu sehen.
Aber wirklich sehr, sehr fein so ein Tag wo man nicht herumschraubt oder sich Sorgen macht irgendwas für´s Motorrad zu kaufen. Ich könnte mich beinahe daran gewöhnen… :-)
Donnerstag, 23. Dezember 2010
MERRY X-MAS, meine Lieben - neue Bilder online
Sodale. Ich habe mir ein bisserl den Kopf zerbrochen, was ich so zu Weihnachten aus der Ferne so tun kann.
Und ich wollte Euch etwas persönliches von mir geben...
Die letzten Stunden von 14:00 bis jetzt (01:00) habe ich jetzt verbracht mal meine 10GB aus meiner Speicherkarte herunterzuladen, meine Photos auszusortieren, noch ein paar Beschreibungen dranzuhängen und jetzt hochzuladen - perfekte Punktlandung für Euch zu Weihnachten.
Hier findet Ihr meine gesamten, aktualisierten Photoalben. (Alternativ - bei meinem Blog auf der rechten Seite unten, unter den vielen Photos "View my Gallery" anklicken)
Ich wünsche Euch und Euren Lieben besinnliches und schönes Weihnachtsfest!
Ich schick Euch allen einen ganz lieben Drücker und denke fest an Euch!
Alles Liebe aus Puerto Madryn,
Philipe
PS: Anbei ein Video, daß mir meine Lieblingsmutter gerade eben geschickt hat - frisch zuhause aufgenommen... ;-)
Zweifel. Hoffnung. Planung
Mittwoch, 22. Dezember 2010
Freude schöner Götter-"FUNKEN"...
Man freut sich ja manchmal auch wirklich über Kleinigkeiten tierisch. Wie zum Beispiel einem Funken. Am richtigen Ort. Zur richtigen Zeit.
Und manchmal ist es so einfach. Einfacher als man es glauben könnte.
Die gesamte Mittagspause von Francisco - meinem persönlich frisch ausgebildeten BMW Elektronikspezialisten - im Internet verbracht, Wissen angeeignet über die Motorradelektrik, recherchiert und gelernt, Leute angeschrieben, rasche Antworten bearbeitet, elendslange Listen erstellt - welche Komponenten zu meinen kompatibel sind, eine geniale Checkliste im Internet gefunden, wie man den Fehler eingrenzen kann, im Internet einen automtischen Übersetzungsdienst gesucht um diese auf Spanisch übersetzen zu lassen, dann mit Francisco über den Fehler diskutiert. Er hat gemeint, daß dieses Zündsteuerungsmodul nicht funtioniert – nur woher kriegen?
Also zu einem Händler gefahren. Dieser hat uns weitergeschickt zu einem anderen.
Dort wollte ich schon ansetzen zu erklären, daß es ein Motorradgespann ist. Ein altes BOSCH Modul, welches es nicht mehr gibt. Wollte ihm schon die lange Liste an eventuell passenden Modulen zeigen.
Er meinte nur – gib her. Taucht unter den Tresen. Holt ein verstaubtes Buch heraus. Findet treffsicher die richtige Seite. Zeigt auf das identisch aussehende Modul. Verschwindet in den tiefen seiner Regale. Kommt eine Minute später zurück und meint „Das ist es“.
Gekauft. Zur Werkstatt zurückgefahren. Per Plug-And-Play angesteckt an der Stelle des alten Moduls.
…und alles funktioniert einwandfrei.
Und auf der Rückfahrt meinte ich noch zu Francisco – das gibt es nicht. Es ist zu einfach.
Er stimmte mir zu.
Irgendwie
Sent: Dienstag, 21. Dezember 2010 14:44
To: Dr. Philipe Reinisch
Subject: Re: Carburetor made in Viedma
It is probable that when the bobbin having warmed up he presents the fault ... does not spark throw the candlestick??
I don't know that you refirs with a "crack" if it does some noise or this one crushed???
The majority of the BMW of these models take Bosch, but nowadays putting others that I do not remember the brand, anyhow I believe that you are not going to have problems replacing for any bobbin of 12 volts...
In what it could help you from here, you write to me or this one is my telephone 02920-xxxxxxx
An embrace
Walter
Dienstag, 21. Dezember 2010
Ich dachte mir, es geht nicht schlimmer...
Habe also mit sehr viel warten endlich geschafft mein Motorrad nach Puerto Madryn zu bringen. Endlich bei dem Mechaniker meiner Wahl angekommen.
Nach ein paar Stunden herumanalysieren, war seine Analyse klar. Dieses Motorrad gibt es vielleicht 20mal in ganz Argentinien. Im unveränderten Zustand. Mit den ganzen Modifikationen ist es einzigartig.
Summa Sumarum. Er hat keine Ahnung. (Ich finde es zeichnet ihn schon aus, daß er das so offen zugibt!)
Wenn kein Wunder geschieht, sieht er keine Möglichkeit das zum Laufen zu bringen.
Ich kann gerne jemanden anderen bringen, der in seiner Werkstatt das Motorrad repariert. Er kann es nicht.
Vorhin habe ich noch überlegt das Motorrad nach Europa zurück zu schicken und per Rucksack weiterzureisen. Aber nach dem zweiten Bier - Aufgeben tut man einen Brief!...
Hitze. Wallungen. Und Technik.
Wieder Tankstelle. Wieder Warten. Wieder heiß.
Ist ja alles ganz einfach. Gestern hat´s geheissen – einfach noch mal anrufen, wenn Sie neben dem Motorrad stehen. Eine Stunde später kommt dann der Wagen. Und Sie sind am Weg nach Puerto Madryn…
Praxis: Ich ruf da also um 07:00 an. Relativ unkompliziert erklär ich auf spanisch, daß ich gestern schon angerufen habe. Daß ich einen Transport meines Gespannes von Puerto Piramides nach Puerto Madryn benötige. Daß es ein Gespann ist und deswegen größer ist.
Alles kein Problem. Ein bisserl warten in der Warteschleife. Dann die Bestätigung – in zwei Stunden ist der Wagen da.
Glück gehabt. Alles geht sisch schön aus. Um 09:45 also kommt der Wagen. 1:30h Fahrzeit. Ergibt 11:15. Schön rechtzeitig vor der Mittagspause des Mechanikers um 12:30. Er kann sich alles noch schön anschauen und eventuell schon Teile bestellen, damit die möglichst bald da sind.
Ein Tiefer Erleichterungsseufzer macht sich aus den Tiefen meines Bauches den Weg in die Freiheit. Und ab in die Dusche – in meinem Zimmer hat es schon um 06:00 schon gefühlte 30 Grad hier…
Natürlich wie ich gerade eingeseift war läutet das Telephon. Der ACA ist dran. Ich benötige einen speziellen Wagen. Der ist frühestens in 3:00 verfügbar. D.h. Abfahrt frühestens um 11:00. Ui,ui… Adieu Zeitplan.
Naja.
Wenigstens gemütlich gefühstückt. Eingepackt. Und festgestellt, daß mein Guthaben meiner Wertkarte des Telephons aus ist.
Somit – Aufladebon suchen gehen. Einer der Lessons Learned für die Planung einer Suche nach irgendwas. Plane mindestens 3 Stellen ein, die es haben, errechne die Wegzeit für diese 3 Stellen (inklusive der Suche dessen) und voila – ergibt sich sie Zeit bis zum Erwerb desjenigen Artikels.
So war´s auch. Die ersten zwei Geschäft hatten selber! kein Guthaben mehr um für mich den Betrag aufzuladen – das geschieht elektronisch. Man muß da den Betrag und die Telephonnummer in ein spezielles Gerät eingeben.
Nach ein bisserl herumirren in der angehenden Mittagshitze war aber auch das erledigt.
Nachdem ich noch einige Zeit bis zur Ankunft des Pannenwagens hatte habe ich auch schon meine Sachen wieder auf mein Motorrad gepackt. Das Hotel ist ca. 400m bergauf von der Servicestation entfernt. Ich merke, daß ich wirklich zuviel Gepäck mithabe. Eigentlich bin ich ja optimiert auf Camping mit Beiwagenmaschine. Nicht auf Zufuß Herumtragen. Es wird mir sehr bewußt, daß dies einen feinen Unterschied macht – die Mittagshitze trägt ihr übriges dazu bei.
Und somit sitze ich wieder bei der Tankstelle. Nutze die Zeit um kurz Tagebuch zu schreiben und Emails zu checken.
Somit ein bisserl Kontakt in die Heimat zu halten. Auch wenn ich doch einige nicht so schöne Nachrichten lese. Krankenhausbesuche von lieben Verwandten, bürokratische Probleme, die ich noch von der Ferne aus regeln muß.
Ach ja. Und Weihnachten ist ja auch irgendwann. Hab gehört davon – zumindest bringen sie hier im Fernsehen immer mehr Berichte über Verletzungen mit Feuerwerkskörpern. Hier wird ja Weihnachten besonders gefeiert – und Sylvester ist eher ruhiger. Träfe sich insofern recht gut, wenn ich da in einer größeren Stadt bin an dem Tag…
Und heute um 19:40 beginnt hier der Sommer. Ich frage mich nur, was sich da noch verändern soll. Noch mehr als 36,2C?
Wie ich so herumgestanden bin und mit den Leuten von der Tankstelle geplaudert habe, sagen sie mir, daß es weiter nördlich einen Ort gibt, der bis zu 48C bekommt. Und bis 31. Jänner soll´s noch heißer werden…
Diese Information beeinflußt meine Entscheidung doch in den Süden runter zu fahren…
Wobei ich ja vorsichtig bin mit der Aussage des Fahrens… Daumen halten wegen der Reparatur!
Montag, 20. Dezember 2010
Annahmen
Jetzt weiß ich was mir beim Reisen so abgegangen ist: herumirren und was suchen - bei glühender Mittagshitze
Sonntag, 19. Dezember 2010
Falls ich mich je mal wieder für den spanischen Namen der Zündspule interessieren sollte: "Bobina de Encendido"
Ich habe schon Beschwerden wahr genommen, daß ich keine Photos mehr poste. Das will ich zumindest teilweise wieder gut machen. Ganz liebe Mitreisende haben mir gerade diese Photos geschickt. Und die kann ich doch niemanden vorenthalten.
Ich sitz hier gerade mit meiner Flasche Bier und plane meinen morgigen Tag. Und es bleibt bei einer Flasche. Versprochen!
Habe ich schon erwähnt,daß die hier das Bier in 1l Flaschen verkaufen. Ich mag das.
Heute bin ich ja liegen geblieben. Und da ist Alkohol doch ein Trostspender... :-)
(Obwohl eigentlich sollte ich mich ja langsam daran gewöhnt haben. Anyway.)
Ich habe heute meine Zündspule und mein Zündsteuergerät ausgebaut und werde morgen mein Glück in Puerto Madryl versuchen. Die Zündspule hat einen großen Sprung – ich vermute also, daß ich den Grund gefunden habe warum sie gerade akut nicht läuft. Vielleicht habe ich auch endlich den Grund gefunden, warum die ganzen Probleme waren. Daumen halten ist also angesagt.
Wenn ich jetzt auch endlich die Ursache gefunden hätte – spannend wird ja auch noch mal ein passendes Erstatzteil aufzutreiben. Morgen wird also wieder mal ein lustiger Tag.
Er startet um 07:45 mit einem Collectivo nach Puerto Madryl. Vamos a ver – oder auf Deutsch: Schau ma mal…
Manche Dinge passieren nur Sonntags
Tja. Also. Es könnte ja eigentlich alles sehr einfach sein. Aufsteigen. Losfahren. Die Freiheit genießen. Oder so ähnlich.
Habe gerade vollgetankt bei der Tankstelle hier im Ort in Puerto Piramides. Dann wie ich starten wollte, startete Mr.C. nicht.
Also ihn in den Schatten geschoben. Und mal den Zündfunken überprüft.
Der nicht kam.
Und dann hörte ich so ein Brutzeln aus dem Bereich über dem Motor – irgendwo wo auch die Zündspule ist.
Alles nicht so schlimm – ich hatte ja Julio kennengelernt. Den hiesigen Organisator des Motorradtreffes, Er fährt selber eine dicke Harley Davidson… Also Hoffnung.
Ihn angerufen und er kam auch bald. Also eh alles nicht so schlimm…
Naja. Wie sich herausstellte, steht seine Harley die ganze Zeit in der Garage, weil sie viel zu schade für den Schottereinsatz ist. Und er kennt sich mit Motorrädern genauso gut aus wie ich. Somit ergänzen wir uns wenigstens recht gut.
Er hat dann versucht ein paar Leute zu erwischen, die sich mit Fahrzeugelektrik auskennen. Klarerweise sind die alle im Wochenende. Und sein Kumpel, der mit ihm gemeinsam die Motorräder repariert ist natürlich auf Urlaub.
Anyway.
Also mich wieder einquartiert – diesmal in eine Posada um 16€ pro Tag. Geteiltes Zimmer, dafür aber mit Dusche und WC im Zimmer. Und Leute sind auch keine da. Also paßt.
Tja. Wegen Mr. C…. Keine Ahnung. Mal ein bisserl im Internet recherchieren. Ich vermute mal auf den ersten Blick, daß es die Zündspule ist. Jetzt esse ich mal was und werde mich danach ein bisserl mit dem Voltmeter herumspielen…
Weihnachten ist gecancelled - oder doch nicht?
Heute war ein Organisationstag. Meine Reiseroute weiterüberlegt. Dann mal schnell eine Walbootstour gemacht – welche wirklich beeindruckend war.
Wenn solche Säugetiere mit über 10m Länge da neben dem Boot liegen. Sprünge machen. Mit der Schwanzflosse wedeln – was sie aber nur machen, wenn sie abtauchen und verschwinden. Die Schwanzflosse sieht man dabei sehr selten. Das ist auch der Grund warum soviele Photographen ganz stolz so ein langweiliges Bild von einer Flosse zeigen und man sich immer gefragt hat was an einer Flosse so besonders ist, daß man es stolz groß aufhängen muß – man versteht es nur wenn man es einmal selbst gesehen hat…
Natürlich ist mir dann genau in der Sekunde wo zwei Wale regungslos keine 2m neben dem Boot liegen geblieben sind die Batterien ausgegangen. Klar, daß meine Zweitbatterie auch fast leer war.
Und heute durtfe ich auch das Wetter Sealing meiner Canon 5DII testen. Sie hat einen vollen Schwall Gischt abbekommen. Ich hoffe, daß das keine langfristigen Nachwirkungen hat bezüglich Korrosion…
Nach der spontan besuchten Tour habe ich mich in ein Kaffeehaus gesetzt und meine weitere Route weiterüberlegt.
Eine liebe Freundin hat sich angekündigt mich im Februar zu besuchen und ich habe da mal geschaut, wo wir uns da am besten treffen könnten. Das ist gar nicht mal einfach gerade in diesem Eck der Erde einen haltbaren Terminvorschlag mit Treffpunkt zu machen. Die sinnvollen Anreisepunkte aus Europa sind sehr weit voneinander entfernt und ich kann gar nicht einschätzen, wie lange ich wo bleiben werde bzw. wie lange ich dann für eine Route benötige. Die Distanzen hier sind halt einfach riesig. Ein Fingerbreit auf der Karte sind so 1 bis 4h Fahrt – wenn man Glück hat. Wenn man Pech hat kommt man zu irgendeiner Sperrung und muß dann 500 km Umweg machen.
Nachdem ich mir heute den Nachmittag den Kopf zerbrochen habe, wie ich meine Route gestalte habe ich beschlossen die Route etwas umzugestalten. Statt Weihnachten und Sylvester in Ushuaia zu verbringen, fahre ich morgen von Puerto Piramides nach Punta Clara zu der größten Pinguin Kolonie ausserhalb der Antarktis. Dann geht´s weiter nach Westen Richtung Esquel. Und von dort folge ich dann der Routa 7 Richtung Süden. Diese Strecke soll zu den beeindruckensten Strecken von Südamerika gehören. Bin schon gespannt. Dann schlage ich mich langsam Richtung Ushuaia durch – natürlich die ganzen bekannten Sachen mitnehmend wie den Torres del Paine Nationalpark oder den Perito Moreno Gletscher. Zurück soll´s dann mit der Fähre von Puerto Natales nach Puerto Montt gehen. Die Konequenz wäre aber, daß ich dann Weihnachten doch nicht in Ushuaia bin – sondern irgendwo halt. In Ushuaia gibt es sowas wie ein inoffizielles Treffen von Weltenbummlern. Es ist halt ein sehr beliebter Platz um die Feiertage zu verbringen.
Und wie ich das ganze so schreibe grüble ich gerade ob ich die Route nicht einfach umdrehe.
Mal schauen. Vielleicht bekomme ich ja durch Zufall noch einen Platz auf der Fähre von Puerto Montt nach Puerto Natales – auch wenn ich es nicht glaube. Es ist absolute Hochsaison und alles ist schon sehr gut besucht. Naja. Wir werden sehen.
Heute habe ich mich auch von Fred, meiner guten Seele verabschiedet. Auch wenn ich glaube, daß wir uns irgendwann mal wieder sehen hat´s mir sehr leid getan. Es ist mir schon ein bisserl ans Herz gewachsen.
Und als Reisepartner ist er wirklich genial – ich habe schon ein paar Mal das Kompliment bekommen, daß ich sehr angenehm zum Reisen sei – aber da habe ich meinen Großmeister gefunden.
Ich war dann heute etwas wehmütig und habe meine ganzen Freunde in Europa ziemlich vermißt. Aber ein bisserl Zelt aufgeräumt, Sachen endlich mal ausgepackt – unter anderem meine Helmkopfhörer eingebaut sodaß ich bei diesen langweiligen Geradeausfahrten endlich mal Musik hören kann – und mich dann wieder hübscher für die Welt gemacht. Neben meinen Nägeln, die daran glauben mußten, habe ich auch beschlossen meinen gepflegten 22 Tage Bart zu zivilisieren und habe meinen Barttrimmer hervorgekramt.
Nach einigen Versuchen welche die optimale Bartlänge ist, habe ich definiert es sind 3mm. Und es lag nicht daran, daß ich mich einmal bei der Längeneinstellung vertan habe und da versehentlich mit der kürzesten Einstellung einen Teil geschnitten hatte.
Voila. Philipe ist fast ein neuer Mensch.
Faszinierend was so ein bisserl Oberflächenverändernung alles bewirken kann.
Sodale. Meine Augen werden auch schon etwas schwer. Und meine – wenn auch sehr sympathischen – argentinischen Zeltnachbarn haben gerade die Musik aus Ihrem Auto, welche den ganzen Abend bei voller Lautsärke an war, abgedreht. 22:24 ist also auch bei denen ein Zeitpunkt langsam schlafen zu gehen. Fein, wenn es da keine interkulturellen Unterschiede gibt.
Ach ja. Nachdem ich vorhin das versucht habe zu ändern: falls Ihr Euch wundert, warum ich soviele Typos mache: Windows 7 Ultimate in Kombination mit meiner Office Version hat dank dieser Lizenzgeschichten keine Möglichkeit mehr eine deutsche Rechtschreibprüfung durchzuführen. Schmarrn aber auch.
Freitag, 17. Dezember 2010
To do or not to do?
Seekrank - ohne auf einem Schiff zu sein
Es ist Freitag. 08:16.
Ich sitze gerade in der einzigen Bar, die um diese Uhrzeit schon offen hat. Eigentlich wollte ich noch ein paar Sachen im Internet erledigen. Aber so nehme ich mal ein gemütliches Frühstück ein, und schreibe mal ein bisserl Reisetagebuch weiter.
Am Mittwoch bin ich aus Viedma aufgebrochen. Die ersten 150km waren SandWellblechSchotterPiste. Aber Mr. Churchill hat sich tapfer geschlagen – bis auf den Schalthebel, der mir dann bei der Fahrt dann rausgefallen ist und mein Windschild, welches sich gelockert hatte, keine Probleme.
Es war eine interessante Erfahrung so mit 80 durch Wellblech und Sand zu rauschen – wenn das Vorderrad sich verdreht, so wegrutscht und man trotzdem geradeaus fährt.(Allerdings in Kurven ist das ein weniger prickelndes, dafür umso gewöhnungsbedürftigeres Gefühl)
Auf der Straße bin ich dann die restlichen rund 500km mit gemütlichen 120 dahingerauscht.
Ca. 15min nachdem es dunkel wurde bin ich dann auf der Peninsula Valdez in der (einzigen, dafür umso touristischeren) Stadt mit dem Namen Puerto Piramides angekommen.
Die Strecke bin ich alleine gefahren – Fred wollte zwar auch dorthin, aber ich brauchte noch länger und irgendwie wollte auch jeder seinen eigenen Rhythmus fahren. Nach diesen 150km Piste war ich sicher, daß es Fred heute nicht mehr rechtzeitig schafft. Die Alternativroute wären 200km Umweg auf der Straße gewesen.
Umso überraschter war ich, wie ich dann Fred getroffen habe – er war kurz davor angekommen. Er ist die ganze Wellblechpiste weitergefahren – also noch ca. 60km weiter und nicht die Weichei Variante, bei der man schon vorher zu Asphaltstraße durchsticht… (Naja. Da erkennt man halt seine Sanderfahrung aus Afrika) Aber er hat auch gemeint, daß es ihn beinahe 3mal umgeworfen hätte im Sand.
Nach meiner Ankunft habe ich dann noch schnell mein Zelt aufgebaut, wo mir Fred, mein kleiner Engel, noch geholfen und wertvolle Tips gegeben hat, wie ich das Zelt einfacher aufbauen kann. Mit Fred Plauschen und Zeltaufbauen war es dann eh schon weit nach 2200 und ich mußte noch kurz meine Wäsche waschen bzw. wollte Duschen.
Tja. Wenn das Leben nur so einfach ist… Hier ist ein Naturschutzgebiet und da ist nix mit so einfacher Wasserversorgung.
Ich habe ja bei der Abfahrt meine „Waschmaschine“ gefüllt. Meine Waschmaschine ist eigentlich ein 30l Duschsack, den man auf einem Baum aufhängt und dann mit Schlauch das Wasser für seine persönliche Oberflächenbehandlung verwenden kann. Man nehme also den Duschsack, fülle ihn mit Wäsche, benetze die neuralgischen Stellen der Kleidung mit Spülmittel, fülle diese in den Sack, nochmal eine große Prise Spülmittel drüber, mit Wasser auffüllen – und dann einfach ein paar Stunden Wellblechpiste fahren. Voila. Die Kleidung ist sauberer als zuhause. Nur das mit dem Ausspülen habe ich noch nicht so ganz draußen.
Tja. Und jetzt komme ich wieder auf mein kleines Problem mit der Wasserversorgung zurück.
Die Duschen sind hier nur von 1800 – 1930 einmal täglich offen. Das normale Waschbecken hat so einen Druckknopf ähnlich dem in einem Flugzeug – es kommt nur Wasser, wenn man den gedrückt hält. Tja. Also irgendwann noch kurz vor Mitternacht dann mit dem rechten Unterarm den Knopf gedrückt gehalten und mich dann derart verrenkt, daß ich es dann doch geschafft habe die ganze Wäsche unter den Wasserstrahl zu halten und mit den Händen mit frischem Wasser durchzukneten.
Das Problem des Platz Findes um dann die triefende Wäsche noch aufzuhängen erspare ich Euch. Ich sage nur „4-Personen Zelte sind klasse“ und „leichter Regen im Zelt ist nicht so schlimm“.
Spannender fand ich die Frage wie Duschen.
Eigneltich fahre ich ja Richtung Südpol. Und ich bin ja echt gut ausgerüstet. Mein Schlafsack geht bis -25C. Meine Daunenluftmatratze isoliert sogar bis -43C gegen den Boden. Tja.
Ähem.
Heute zeigte mein Thermometer +36,2C. Im Schatten wohlgemerkt. Während der Fahrt – also echte Werte!...
Und nach über 10h am Bike freut man sich dann doch sehr wohl auf eine Dusche.
Aber was machen,wenn man sich in einem Wüstengebiet befindet und in dem jede Wasserverschwendung verboten ist und der Wasserverbrauch stark reglementiert ist?
Natürlich auf die Regeln pfeifen. Also den Duschsack und den Druckknopfwasserhahn sinnvoll kombiniert und dann totmüde ins Bett gefallen.
Am nächsten morgen habe ich dann wieder zwei Sachen zum Thema „Suche Dir einen guten Platz zum Zelt aufbauen auf“ gelernt. Das Problem war - nur um diese Uhrzeit hatte ich kaum mehr Auswahlmöglichkeiten, also mußte ich nehmen was noch da war.
Der Boden hatte eine leichte Schräglage – was dazu führte, daß ich im Halbschlaf mich immer wieder versuchte auszugleichen, weil ich das Gefühl hatte einen Abhang herunterzurutschen. Die Luftmatratze erzeugte dabei ein schaukelndes Gefühl, wie in einem Wasserbett – somit wachte ich auf, weil ich das Gefühl hatte leicht seekrank zu werden…
Aber machte nicht allzu viel – gerade wie ich dann wieder eingeschlafen war, knallte die Sonne eh schon wieder auf mein Zelt und es wurde brutal heiß. Klarerweise lag ich mit dem Kopf im Sonnen- und nicht im dem durch die Bäume geschützten Bereich.
Anyway. Bin dann schnell aufgesprungen (was man bei so einer Reise als schnell bezeichnen kann – man gewöhnt sich ja einen gemütlicheren Lebenswandel an) und habe mir eine Panaderia gesucht. Frisches Brot, Thunfisch aus ganzen Stücken (die eigentlich durch das ganze Geschüttle während der Fahrt eigentlich eine Paste wurde), Ei, Zwiebel (sehr viel davon – sehr lecker!). Sehr fein sowas!
Den restlichen Tag habe ich dann sehr gemütlich vertan. Einfach nur mal ankommen. Und meine weitere Reiseroute planen. Es ist echt nicht einfach so eine Route insbesonders mit einem haltbaren Zeitplan festzulegen. Die Routen hier können für 100km irgendwas zwischen 1h und 4h sein. Ebenso Verzögerungen mit dem Wetter, Ausfälle des Fahrzeuges, kein Sprit, der verfügbar ist und man auf das Tankfahrzeug warten muß, Umwege, weil Straßen gesperrt sind oder Zollstationen nur von dem einem Land besetzt ist und das andere Land nicht – was dazu führt, daß man bei der Ausreise! dann massive Probleme bekommt. Und dazu kommen dann noch Tips von anderen Reisenden, die meinen „Ach. Dann mußt aber das unbedingt auch noch unbedingt mitnehmen. Nicht versäumen!“ und Voila: Du hetzt Deinem Zeitplan hinterher.
Lösung des Problems – keinen Zeitplan haben.
Ich merke auch, daß ich langsam etwas relaxter werde, was so gewisse Sachen angeht. Die ersten Tage in Südamerika, alles immer abgeschlossen in meinem Packsafe Stahlnetz – festgemacht an irgendwelchen Stahlleitungen. Jetzt denke ich mir – irgendwas wird mir auf der Reise garantiert gestohlen / oder ich lasse es irgendwo liegen. Die Frage ist nur wann.
Also habe ich mich auf 4 Sachen beschränkt, die ich nicht verlieren möchte: Mein Netbook, meine Kamera, mein Teleobjektiv und meine Dokumente bzw. Geld.
Und der Rest – naja. Kismet halt.
Ich merke, daß die Sachen hier echt schnell verschleißen. Nach der Reise kann ich mir so ziemlich alles neu kaufen – obwohl so mit Panzerband geklebte Sachen ja auch einen gewissen Reiz haben.
Aber auf das Aussehen pfeift man auch irgendwann mal. Hauptsache, die Sachen funktionieren. Wenn nicht – wegwerfen. Ganz einfache Regel…
In der Theorie.
In der Praxis: ich habe eine Tasche noch kaum geöffnet. Sind alles Sachen, die ich irgendwann brauchen könnte. Irgendwann mal. Aber nicht in den ersten 3 Wochen bis jetzt. (Zugegebenermaßen – es sind auch solche Sachen wie Medikamente. Aber das sind leider die Ausnahmen. Der Rest ist Luxusgut, den ich (derzeit) gar nicht brauche. Vielleicht freue ich mich mal in ein paar Moinaten darüber.)
Sodale. Es ist kurz nach Neun. Ich werde mal zum Zelt zurückgehen und mal umziehen in ein schattigeres Platzerl bevor die Wochenendtouristen kommen und ich dann keinen guten Platz finde.
Übrigens - mein „frisch gepreßter“ Orangensaft ist gerade eingetroffen – praktisch dieser Tetrapack heutzutage. Dafür ist der Milch-Kaffee frisch (..angerührt). Der Schinken-KäseToast ist auch „sehr gut durch“. (Kohlenstoffhältige canzerogene Stoffe werden überbewertet).
Naja. Der Vorteil für ihn – ich werde ihn nicht mehr wieder mit meiner Anwesenheit stören.