Ach. Wie wieder die Zeit vergeht. Bei Ereignisreichen Tagen merkt man so gar nicht wie schnell so was passiert...
Ich habe übrigens gerade festgestellt, daß ich für die Strecke von Sucre nach Samaipata – für die man normalerweise 12h braucht, eine ganze Woche benötigt habe.
Und eigentlich waren es von Valle Grande nach Samaipata gerade mal so ca. 60km Luftlinie. Und weil das ja so nah ist, wollten wir noch einen kurzen Abstecher nach La Pajcha machen – es gibt dort drei spektakuläre Wasserfälle, die wir „am Weg" so kurz mal mitnehmen wollten. Und so sind wir nicht die längere – dafür aber wesentlich bessere Strecke – über die asphaltierte Hauptstraße gefahren, sondern wieder einmal die Nebenstraße über Tierras Nuevas. Klingt unspektakulär. Ist es aber nicht. Weder landschaftlich – diese war überaus beeindruckend. Noch die Fahrbahnbeschaffenheit – diese war... Hmmmm... Eigentlich kann ich auch nicht sagen, daß sie spektakulär war. Dafür war sie zu wenig existent.
Nennen wir es korrekter Weise – die „bereits von anderen Fahrzeugen vor uns befahrenen Wege". Es war ein qualitativer Querschnitt von Südamierkanischen Wegen: Steine, Sand, Wellblech, Wasserdurchquerungen... Alles was so das Motorradfahrerherz höher schlagen läßt. (Über die Auswirkungen von Adrenalin auf die menschliche Herzfrequenz gehe ich hierbei nicht näher ein)
Naja. Susan wollte dann auch Schlagfestigkeit Ihrer Motorradkoffer testen und hat vorgestern beschlossen hierfür ihren Vorderreifen in eine Querrille zu versenken, sodaß dieser zur Seite wegschlägt und das Motorrad umkippt. Aber zum Glück ist nichts passiert. Motorrad und Susan sind heilgeblieben.
...Naja. Bei diesem Mal.
Leider hat sie am selben Tag dann noch einmal das Motorrad abgelegt und sich dabei den Vorfuß ziemlich brutal verbogen, sodaß wir dann nach Postrervalle (ca. 12km vom Unfallort) ins Spital fahren mußten. Der Schuh ist schon am Unfallort so stark angeschwollen, daß ich vorgeschlagen habe ihn nicht auszuziehen – anzeihen wäre dann nicht mehr möglich gewesen... Tja. Nur aber wie machen mit einem kaputten rechten Bein?
... Also einfach Rollen getauscht: Schnell noch Susan einen „Crash"-Kurs in Gespann Fahren gegeben. Platz am Seitenwagen geschaffen, sodaß sie ihr rechtes Bein hochlagern kann. Mich noch schnell informiert, wo bei ihrem Bike der Starter ist. Und los gings.
Für mich war es spannend von 3 Räder wieder auf 2 zurück zu gehen. Und lustigerweise habe ich ja bis jetzt nur Bikes mit einem Hubraum um die 1000ccm gefahren – zum Beispiel wäre für mich die Alternative zu einem Gespann eine BMW 1200 GS Adventure gewesen. Rund 240kg Leergewicht.
Und plötzlich war ich auf einem Bike mit 199ccm. Mit einem Gewicht, was ich am Gespann so grad einmal als Zuladung dabei hab.
Anyway. Ist aber lustig zu fahren – beinah wie mein Mountain Bike... :-P
Im Spital ergab dann der kurze Check, daß wahrscheinlich nichts gebrochen ist – Röngtenapparat gab´s dort in der vielleicht 300 Seelen Gemeinde nicht. Aber der Fuß war ziemlich angeschwollen. Und rasche Besserung ist also nicht in Sicht.
Aber nachdem es Susan auf meinem Seitenwagen so gut gefallen hat, haben wir beschlossen zumindest noch die weiteren 7km nach La Pajcha weiterzufahren und uns dort ein Nachtlager zu suchen.
Es ist überraschend schwierig einen netten und vorallem sicheren – d.h. blickgeschützten – Campplatz zu finden. Aber durch Zufall haben wir einen perfekten Ort gefunden: direkt am Fluß. Ein kleiner mit unseren Fahrzeugen befahrbarer Feldweg führt von der Straße weg. Durch Büsche beschattet. – Und auch noch windgeschützt, womit wir an dem windigen Tag nicht gerechnet haben...
Tja. Nur leider ist Susan´s Fuß am nächsten Tag noch mehr angeschwollen, sodaß sie überhaupt nicht gehen konnte. Somit haben wir nur eine „Spritztour" zu dem nahegelegenen Wasserfall gemacht, bzw. in das nächstgelegene Dorf – in der leider erfolglosen Hoffnung etwas Brot zu finden. (Der Brot Verkauf erfolget hier übrigens durch Privatpersonen, die sich ein Zubrot verdienen wollen. Diese Hausbäckereien erkennt man dann daran, daß ein weißer Sessel vor der Haustür auf die Straße gestellt wird.) Aber ansonsten war es ein gemütlicher Tag – wo wir halt in der Wildnis von unseren letzten Notreserven gelebt haben. Fein war hierbei übrigens meine Exped Hängematte – mit einem genialem Moskitonetz. Herrlich so faul mitten in der Pampa herumzukugeln....
Ach... Aber nicht zu vergessen, daß ich mir mal wieder meine Hinterradbremse verbogen habe: Bei einer spektakulären Flußdurchfahrt - mit Susan am Beifahrersitz - bin ich an einer tiefen Stelle über einen Stein gebrettert, der mir den Fuß-Bremshebel nach oben verbogen hat (und nebenbei auch das Bremsauge dann am Endantrieb) Aber die Hinterradbremse wird sowieso überbewertet. Oder?...
Ach. Technische Details - werde ich mir dann in Santa Cruz zurechtbiegen lassen.
Nachdem uns dann aber auch schon das Trinkwasser ausging – und der Fluß vor unserer Nase nicht unbedingt das sauberste Wasser hatte (bzw. ich auch keinen Wasserfilter habe – der übrigens ganz oben auf meiner derzeitigen Wunschliste steht) sind wir dann gestern nach Samaipata aufgebrochen.
Susan auf Mr.C. Und ich halt wieder auf dem 199ccm Gatschhupfer.
Und eh kloa, daß die Strecke wieder voll versandet war... Aber der Mensch braucht ja Herausforderungen. Nicht wahr?...
Um ca. 11:00 sind wir gestern aus der Wildnis aufgebrochen. Und nachdem wir rund 40km an Entfernung an Luftlinie zurückgelegt haben, sind wir dann um ca. 17:00 endlich in Samaipata in unserer Unterkunft angekommen: Heinz und Irene – die beiden Österreicher mit ihrem Geländewagen – haben mir die Herberge „La Vispera" empfohlen. Geführt von Peter und Marga, einem holländischem älterem Ehepaar, welche schon seit über 25 Jahren hier leben.
Und Heinz und Irene haben nicht zuwenig versprochen: Ein herrlicher Kräutergarten. Eine geniale Dusche – nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit hier in Bolivien: warmes Wasser, einfach zu regulieren, starker Wasserdruck. Fast wie zuhaus... Wenn gleich die Unterkung nicht billig ist: für mein Zelt und für mich zahle ich 30 Bolivianos (3€)) pro Nacht. Kein Schnäppchen – insbesonders wenn man bedenkt, daß ich in Tarabuco um 15 Bolivianos ein Zimmer bekommen hätte.
Anyway. Dafür gibt es hier ein sehr nettes Cafe, wo ich mich den ganzen Tag hingesetzt habe um meine Photos endlich zu ordnen. Bei der Migration und dem Import von den Photos von Fred sind da hunderte Photos doppelt und in falsche Folder importiert worden, sodaß ich da mühsam manuell wieder alles glatt ziehen mußte. Aber so kann man auch einen ganzen Tag verbringen... (Und - yap: ich versch*** schon ziemlich viel Zeit mit meinem Computer.)
Ach. Technische Details – Teil 2.
Aber mal schauen, wann es dann von hier jetzt weitergeht. Und auch wie – ursprünglich wollte ich mir ja den Pantanal an der Grenze zu Brasilien anschauen.
Aber ich mag Susan so mit einem kaputten Fuß nicht zurücklassen. Als Gentleman ist man natürlich verpflichtet da beizustehen.
...Und es hat absolut gar nichts damit zu tun, daß Samaipata ja wirklich nicht so schlecht ist – es gibt hier laut Lonely Planet jede Menge ausgezeichnete Restaurants. So ein Pech aber auch...
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