…Caldera hat einen besonderen Charme. Den man allerdings aber erst finden muß gerade in der absoluten Nebensaison hier. Hier ist nämlich absolut gar nichts los. Alles absolut tot hier.
Heute haben Fred und ich beschlossen einen Organisationstag nach den letzten Tagen on-the-road zu machen. Also ein (zur Abwechlsung mal ein echtes, d.h. also teures) Hotel gesucht. Klarerweise mit sicheren Parkplatz. Und WiFi – was sonst…. :-)
Für 25.000 chil. Pesos wurde uns ein Drei-bettzimmer angeboten. (Typisch für Südamerika, da nur diese getrennt stehende Betten haben, worauf wir doch eher Wert legen) Nach ein bisserl verhandeln wurden wir uns bei 20.000 chil. Pesos (30€) einig.
Und nachdem dort aber im Nebenzimmer gerade das Badezimmer gemacht wird, wurden wir gratis auf eine Cabana (eine kleine Hütte) upgegraded. Auch nicht schlecht.
Nach dem gestrigen Tag haben wir uns ein besseres Zimmer verdient. Gestern war ja wieder mal so ein „gut-für-Geschichten"-Tag: Es begann damit, daß ich eben aus unserem „Zimmer mit Jacuzzi" auf 4000m auf die Veranda – sprich ins Freie – geflüchtet bin.
Ich hatte dann bei -12,8C recht gut geschlafen – nur Fred war total fertig und ist dann vorgefahren.
Tja. Nur leider habe ich ihn die ganze Zeit nicht mehr gesehen. Es war ursprünglich vereinbart, daß er bis zum Zoll vorfährt – oder halt bis er irgendwo einen Platz zum Zelten findet, der unter 3500m ist. (3500m gilt als die Grenze unter der die „Puna", die Höhenkrankheit nicht mehr auftritt) Und dann werden wir gemütlich irgendwo wild campen. Also alles ziemlich relaxed.
Tja. Also fahre ich so gemütlich vor mich hin. Und quatsche mit ein paar Argentiniern – allen in den 60ern – welche dann mein Gespann bestürmen, sich draufsetzen, und Photos machen. Und plausche mit einer Australierin, die mir auf einem Moped allein entgegenkommt. Und sie meinte, sie hat Fred noch ca. 10km vor mir gesehen.
Tja. Und dann kam der stressige Teil. Also nix bei der Zollstation mit Fred. Er sei eine Stunde vor mir gewesen. Ich fahre also weiter. Und weiter. Und halte alle entgegenkommenden Fahrzeuge an. Alle meinen, daß da jemand so 45min vor mir gefahren sei. Und es wird später. Und später. Und mir wird schon ganz unwohl. Ich komme auf 3500m. Kein Fred. 3200m. Kein Fred. Es wird Dunkel. Kein Fred. Es kommen mir dann auch keine Fahrzeuge mehr entgegen dort in der Pampa. Noch immer kein Fred. Ich gebe Gas. Und die wildesten Gedanken kommen mir in den Sinn. Liegt er irgendwo danieder? Oder geht es ihm so schlecht, daß er wie ein Wilder nach Copiapo durchdüst? Reicht ihm überhaupt der Sprit? – ich trage ja seinen Reservebenzinsack. Und wenn er irgendwo jetzt doch wild campen sollte – springt seine Maschine an, nachdem ich ihm ja in der Früh fast 30min Starthilfe mit meiner Autobatterie gegeben habe. Ich muß also dann noch schnell heute mal die genaue Reichweite von seiner Kawasaki KLR 650 googeln. Und ihm eine Nachricht schreiben, daß ich nach Copiapo weitergefahren bin. Und daß er dort warten soll, weil ich ihn morgen in der Früh mit einem aufgetankten Mr.Churchill suchen gehe. Nicht, daß wir uns versäumen.
… Tja. Das ganze Notfallszenario also rauf und runter dekliniert.
Naja. Und die ganzen Gedanken werden natürlich bei vollkommener Dunkelheit, beissender Kälte, höhenbedingte hämmernden Kopfschmerzen, Hunger – weil ich ja eben dann auch keinen einzigen Bissen mehr gegessen hatte, und mittlerweile nach 330km kurviger und anspruchsvoller Ripio Fahrt schon einsetzender Erschöpfung nicht wirklich besser. (Daß ich die letzten 1,5h in vollkommener Dunkelheit die Ripio Strecke geflogen bin brauche ich nicht wirklich zu erwähnen. Macht´s nämlich auch nicht besser)
Naja. Totmüde komme ich dann in Copiapo an und schaffe es dann noch ein billiges Residencial zu finden (7000 chil. Pesos (ca. 10,5€) für das Einbettzimmer – wobei aber noch 2500 chil.Pesos (3,6€) für das 12h Parken dazukommt)
Klarerweise lege ich mich mit dem später kommenden Nachtportier an, welcher bei 8 Grad Celsius immer die Tür des Aufenthaltraumes, der als einziger Internetempfang hat, offen läßt – eine Diskussion, die man um die Uhrzeit nicht wirklich benötigt.
Tja. Und wie ich dann durchgefroren und totmüde endlich in die warme Dusche will – dann kommen wieder die technischen Details. Heißes Wasser wird überbewertet.
Anyway. Wenigstens kam dann noch abends eine Nachricht von Fred, daß er wohlauf sei. Und daß er wirklich wegen der Höhe dann einfach nach Copiapo durchgerollt sei. Am Ende ist er dann doch etwas zügiger gefahren, weil er nicht mehr in die Dunkelheit reinkommen wollte.
Heute in der Früh hat er mich dann noch von meinem Residencial abgeholt und wir sind dann weitergedüst.
Klar, daß mir dann mitten auf der Strecke im Nirgendwo, wo ich dann auf Grund der geringen Höhe (ziemlich genau auf Meeresniveau) eine größere Hauptdüse eingebaut habe, nicht mehr starten konnte. Tat sich gar nix. Starter läuft. Nur kein Motorgeräusch.
Stellte sich heraus, daß ich beidseitig keinen Zündfunken hatte.
Und wie´s dann so ist, irgendwann sprang Mister Churchill wieder an. Also anscheinend einfach ein Wackelkontakt. So eine Art Fehler, die man als Motorradfahrer so liebt.
Anyway. Technische Details. Zum wiederholten Male. (Aber das positive – durch die Überholung des Vergasers durch Carlos, verbrauche ich jetzt viel weniger. Mit meinem 40l Zusatztank und meinem 20l Haupttank komme ich jetzt auf eine Reichweite von rund 750km. Sehr fein!...)
Ach. Und noch was Schönes wieder: Wie ich vor meinem Residencial auf Fred wartete hat mich wieder ein Chilene, Claudio, wegen meinem Seitenwagen angesprochen. Und er hat mir gleich seine Telephonnummer gegeben, falls ich mal was brauchen sollte. Und mich gleich zu sich in den Süden eingeladen, wenn ich wieder mal doch da runter komme. Und noch sicherheitshalber die Visitenkarte von seinem Freund Roberto gegeben, der Motorradtreffen hier in Copiapo organisiert. Falls ich da irgendwelche Sachen wegen dem Motorrad benötigen sollte.
Echt Klasse, die Leute hier in Südamerika…
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