...in La Paz.
Endlich wieder Zivilisation... Ich sitze gerade in der Alexander Bar (Allerdings ungefähr 15.000km von Berlin entfernt) Und geniesse endlich wieder mal eine wirklich feine Internet Verbindung. Und einen funktionierenden Rechner.
Bei letzterem habe ich ja in der letzten Woche die Festplatte migriert. Auf 650GB. Um ein bisserl mehr Platz für meine Photos zu haben.
Der einzige wirkliche Nachteil der neuen Festplatte – diese ist nur bis zu einer Höhe von 3000m über Meeresniveau spezifiziert. Was in La Paz bei einer Höhe von 4100m nicht wirklich prickelnd ist... (Die Leseköpfe schwimmen auf einem Luftfilm über den Platten innerhalb der Festplatte. Ist der Luftfilm zu dünn, berühren diese Leseköpfe mit 6500 Umdrehungen die Minute die Magnetschicht und zerstören diese mechanisch. Unschön)
Aber ich hoffe, wenn ich den Laptop bei der Arbeit nicht bewege, daß das dann trotzdem klappt. (Wenn Ihr keine weiteren Nachrichten mehr bekommt, dann wißt ihr jetzt warum... :-) )
Ach. Übrigens. Ich bin noch eine Erklärung schuldig was ich eigentlich so in La Paz mache. Und vorallem warum MrC nicht bei mir ist. (Oder ich nicht bei ihm. Was wiederum ein technisches Detail ist)
Nachdem mein zartes Kopferl nach den intensiven Lernwochen etwas ausgelüftet werden muß, habe ich beschlossen mich Mark, Bridget, James und Susan (ein Haufen Australierer) anzuschließen, welche diese Woche eine Trekking und Rafting Trip durch die Lower Yungas zu machen – in der Nähe von La Paz.
Und somit habe ich Mr.C bei meinem Elektriker gelassen. Welcher übrigens gerade das volle Programm bei MrC macht: neuer Gleichrichter (der alte war durchgebrannt). Die Verkabelung etwas geschickter machen – ich hatte da ein Kabelchaos sondergleichen.
Die ganzen Sicherungen und Relais auf die Seite verlegen, sodaß ich im Fehlerfall nur mehr einen zentralen Platz habe, wo ich suchen muß.
Einen Batteriehauptschalter – sodaß ich, wenn ich MrC irgendwo länger abstelle, mir keine Sorgen machen muß um einen irgendwelche Krichströme machen muß, welche wiederum die Batterie tiefenentladen.
Dann noch eine Steckdose an Dauerstrom legen – und dabei einen Batteriewächter integrieren, sodaß meine 5W Lampe beim Camping über Nacht nicht versehentlich die Batterie leer machen kann.
Und weil wir gerade dabei sind – noch ein Voltmeter und einen Ladestromanzeiger einbauen. (Letzteren weil man ja lernfähig ist)
Naja. Und nicht zu vergessen – einen größeren Seitenwagenscheinwerfer, nachdem der jetzige nicht wirklich ausreicht.
Leider wurde Apolinar, mein Elektriker, nicht rechtzeitig fertig. Also mußte ich MrC in seiner Werkstatt lassen. Was aber wiederum bedeutete, daß ich meine ganzen Sachen aus dessen Boxen - professionell in IKEA Taschen verstaut - im Hostal Pachamama lassen mußte. Insgesamt 5 Taschen in dieser Größenordnung (allerdings inklusive meiner Zelttasche und der ganzen Sache, die ich nicht nach La Paz mitnahm) Yap. Ich habe viele Sachen.
Die letzten Tage in Sucre habe ich dann versucht meinen Rechner eben wieder zum laufen zu bekommen. Die ganzen Aktivitäten mit MrC zu koordinieren. Und nebenbei auch brav meine Hausaufgaben zu machen. Und am Samstag Nacht bin ich dann mit Jamie, Susan und Bridget mit dem Nachtbus nach La Paz aufgebrochen. (Mark war schon vorgefahren) 12h Cama Bus.
Cama ist die dekadente Super-Luxusklasse im Bus. 3 Sitze pro Reihe. Man liegt fast waagrecht. Allerdings kostet er auch viel mehr... Semi-Cama kostet für die 12h Busfahrt 70 Bolivianos (7€). Cama kostet 20 Bolivianos mehr – fast ein Drittel. (2€)
In der Früh sind wir dann in unserem Hostal La Plaza aufgeschlagen – dem Hostal, wo auch Mark untergebracht war, welcher aber noch auf einem Trek war.
Der „Concierge" wußte nichts von unserer Ankunft. Der Receptions Computer ist kaputt. Und deswegen hat er unser Email nicht gelesen. (Das die zwei Computer für die Gäste mit Internet funktionieren erwähne ich nicht weiter) Auf jeden Fall hat er uns dann detailiert über die Unterbringunsmöglichkeiten aufgeklärt – während wir vor den Gitterstäben am Eingangstor standen und mit unseren Rucksäcken am Rücken: Es gibt Doppelzimmer. Und Matrimonials. Und es gibt private Bathroom. Und Zimmer ohne. Aber wenn wir ein zweites Doppelzimmer wollen ohne private Bathroom, müssen wir auf das zweite warten.
Nach intensiver Diskussion – die ganze Zeit mit unseren Rucksäcken am Rücken vor den Gitterstäben stehend – konnten wir ihn überzeugen, daß es uns vollkommen egal ist, ob wir auf das zweite Zimmer warten müssen. Wir wollten ja eh noch den Tag in der Stadt geniessen. Und Hauptsache mal die Rucksäcke vom Rücken runter.
Immerhin haben wir es dann geschafft sogar in das Hostal hinein zukommen. Und uns zu registrieren. Uuuuuund sogar den Zimmerschlüssel für das Doppelzimmer zu bekommen. Brav wie ich bin habe ich auch brav das Zimmer gezahlt (Zweibettzimmer ohne Bad: 60 Bolivianos (6€)). Wir haben uns brav für die beiden Zimmer registriert. (Ich habe uns mit einem Marker im Buch gleich pragmatisch sicherheitshalber grün markiert, sodaß Mark uns bei seiner Rückkehr vom Trek leichter findet)
Und dann endlich aufgebrochen La Paz zu erkunden. Naja. Und auch um endlich ein Frühstück zu bekommen – nach 12h Busfahrt waren wir alle doch etwas ausgehungert.
Und La Paz ist ja eine sehr feine Stadt. Prachwetter. Mit Häusern auf den steilen Hügel um einen herum. Farbenprächtig. Sehr, sehr fein...
Nach dem Frühstück haben wir uns dan auch noch auf dem Festival herumgetrieben, welches die Kulturabteilung der Stadt organisiert hat – inklusive farbenprächtigem Militäraufmarsch der Garde. (Was wiederum die Garde mit der Kulturabteilung zu tun hat, hat sich mir nicht wirklich erschlossen. Anyway)
Nachdem ich mir unbedingt Harry Potter anschauen wollte, konnte ich die anderen überzeugen mich in diesen (allerdings englischen mit spanischen Untertiteln) in 3D zu begleiten. 40 Bolivianos ärmer (4€) haben wir uns dann in den Saal gesetzt. Nachdem freie Sitzplatzwahl ist, sind wir auch sicherheitshalber rechtzeitig vor Beginn dort aufgeschlagen. Was auch gut war. Wir wollten ja Mitte-Mitte sitzen. Beinahe hätten uns dies nämlich 2 andere Gruppen (auch a 4 Personen) in dem 300 Personensaal strittig gemacht.
Aber hartnäckig haben wir unsere Ansprüche verteidigt...
Nach dem Kino ging´s dann in unser nettes Hostal zurück.
Der Mann vom Morgen war nicht mehr da. Dafür aber eine Dame. Welche nichts mehr von dem zweiten Zimmer wußte. Daß wir registriert waren, störte sie nicht sonderlich. Wir hatten ja schließlich nur ein Zimmer bezahlt. Also haben wir auch nur ein Zimmer. Aber halt keines für die Mädels. Mein Angebot, mein Bett großzügigerweise zu teilen, wollten diese nicht annehmen.
Anyway.
Nachdem diese Dame weder durch Anteilnahme noch durch Höflichkeit glänzte, und uns auch keinerlei Lösung anbot, haben wir beschlossen diesen gastfreundlichen Ort schweren Herzens zu verlassen.
Auf die Bitte uns das Geld zurück zugeben, stimmte sie zu.
...um dann 20 Bolivianos zurückzubehalten. Weil wir doch das Zimmer den Nachmittag blockiert hatten.
Als Wortführer des ganzen Clans hatte ich dann versucht das ganze zivilisiert-diplomatisch zu regeln. Schließlich wollte ich ja keinen Ärger.
Zuvorkommend wie ich bin, habe ich der Dame dann also Arbeit abgenommen. Und daher aus der Schublade mit der Kasse den noch ausständigen korrekten Betrag entnommen. Ich wollte ja nicht noch mehr zusätzlichen Aufwand für sie generieren...
Dann schnell ins Zimmer hoch. Unsere dort abgestellten Rucksäcke geschnappt.
...und dann vor dem mittlerweile wieder versperrten Gitter gestanden. Nachdem uns diese Dame anscheinend ins Herz geschlossen hatte, wollte sie uns anscheinend länger um sich haben.
Leider kam gerade ein neuer Gast, der hinein wollte. Und durch das sprachliche Mißverständnis (die Australier verstanden von mir „Get out here"), sind die Australier dann beim Einlass von ihm hinausgeströmt. Auch wenn ich mich noch von der gastfreundlichen Dame verabschieden wollte – die Australier waren schon ausser Sichtweite. Somit habe ich es dann unterlassen. Naja. Vielleicht sollte ich heute noch mal vorbeischauen und mich da nochmal per cordialem Bruderkuß verabschieden. Mal schauen.
Und somit sind wir dann in der Nacht nochmal auf Herbergssuche gegangen. Was eigentlich gar nicht mal so leicht war – nach einer Stunde haben wir dann ein Hotel gefunden, welches preislich und ausstattungsmäßig unseren Vorstellungen entsprach.(40 Bolivianos pro Person für ein Zimmer ohne Bad)
Lustigerweise kam Mark in der Nacht dann von seinem Trek zurück. In das gleiche Hotel. Und sprach die Dame dann gleich auf die Registrierung seiner Freunde an – nachdem er die grüne Markierung vorfand... Ach. Technische Feinheiten.
Nachdem ich schon wach bin, sitze ich also alleine hier und genieße die Vorzüge der Zivilisation. Sprich Internet.
Morgen geht´s dann also Richtung Lower Yungas weiter. 6 Tage selbstgebasteltes Floß. Flußdurchwatungen. Jungle Exkursionen. Carpazelte. Mit Moskitonetzen. Schwimmen in Wasserfällen. Und was Man(n) halt so macht, wenn man ein bisserl Abwechslung vom Lernen benötigt.
Kommenden Sonntag sollte ich dann wieder back sein. Theoretisch. Bei meinem Glück weiß man ja nie...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen