Welch Ereignisreiche Tage. Wieder solche Zeiten, wo man gar nicht weiß wo man beginnen soll. Oder wo man einsparen kann um nicht zuviel zu schreiben.
Es begann damit, daß die Nacht beim Arbol de Piedra (aka Stonetree) gar nicht so kalt war wie alle angenommen haben – die Anzeige die ich bei meinem Stoffwechsel-Break bei MrC abgelesen habe war nicht -10C sondern 1.0C. Welches ich einfach nicht glauben konnte und deswegen falsch interpretiert hatte – Fred hat nämlich um 02:00 bei seiner „Bergziege“ auch 1.5C gelesen und dreimal kontrolliert. Nur kurz vor Sonnenaufgang wurde es dann doch letztendlich -7,5C laut ihm.
Auf jeden Fall sind wir dann 20km zur Laguna Colorada (4300m) aufgebrochen – 20min für den Jeep. 1h für uns Motorradfahrer – das beschreibt den Zustand der Strecke.
Fred hat gleich schon 500m nach dem Aufsatteln beschlossen, sein Motorrad abzulegen. Jeder kämpft mit der Höhenkrankheit hier (außer Susan – welche auf der Höhe aber sogar Radfahren geht, freiwillig.). Leider insbesondere Fred. Der dann beschloß nicht mehr weiterzufahren, sondern sich auszuruhen und am nächsten Tag dann den Abstieg in niedere Lagen zu machen. Somit hat sich dann unsere Runde geteilt – Kurt, Susan und ich sind dann noch 50km weiter zum Salar Charili gefahren. Und was für eine Fahrt! Leider – für Fred – der schönste Teil der Tour bis jetzt. Berge mit mehr Farben, als sie ein Mann beschreiben kann. Wenn gleich auf 4810m und bei 0,6C die Fahrt nicht sonderlich angenehm ist.
Auf dem Weg zu dem Salar habe ich dann wieder übrigens einem Wagen mit meinem Werkzeug ausgeholfen. Das letzte Mal hatte ich danach ja den Unfall. Aber ich bin ja nicht abergläubisch. Unfug solche Gedanken, daß deswegen irgendwas passieren sollte.
…und wie ich so 13km vor dem Salar bremse, merke ich, daß ich ins Leere greife. Ist mir doch glatt das Bremsauge geplatzt. Tja. Blöde Sache. Weil bedeutet, daß beide Bremsscheiben am Vorderrad und auch die Seitenwagenbremse nicht mehr funktionieren. Und ich somit nur noch mit Motorbremse und Hinterradbremse bremsen kann. Und letztere auf Grund des katastrophalen Zustandes des Profils meines Hinterreifens absolut nicht empfehlenswert ist.
Anyway. Ich habe mich dann entschlossen zunächst mal mitten in der Pampa eben nichts mehr zu machen und halt so zu unserem Ziel weiterzufahren: den Termas am Salar. Eigentlich gibt es dort kein Hotel – aber ein Restaurant. Welches uns einerseits mit einem Abendessen versorgte. Andererseits mit einem 35C warmen Thermenbecken – mit einem wunderschönen Blich über den Salar bei Sonnenuntergang. Und zu guter Letzt auch erlaubt hat, in der Restaurantstube unsere Schlafsäcke am Boden auszurollen. Was theoretisch eine super feine Sache war – draussen war es diesmal beissend kalt. Und wirklich windig.
Nur leider mußten wir den Platz dann räumen, wenn die ersten Jeeps kommen – und das war um 06:00.
Beim Frühstück habe ich dann mit Kurt meine technischen Optionen diskutiert: in der Nacht habe ich noch die undichte Stelle mit Sekundenkleber abgeklebt, sodaß ich keine weitere kostbare Bremsflüssigkeit mehr verliere, welche ich ausnahmsweise in meinem Fundus nicht mitschleppe.
Eine Möglichkeit wäre das undichte Bremsauge mit meinem Lötkolben versuchen zuzulöten. Die andere Alternative wäre die Bremsleitung, welche zu der defekten, rechten Bremszange führt zu verschliessen – und hoffen, daß die während der Fahrt nicht wieder undicht wird – aber die zweite Bremszange am Vorderreifen und die Seitenwagenzange würden dann noch greifen . Was also in beiden Fällen der große Nachteil ist – während der Fahrt kann mir diese provisorische Lösung wieder kaputt gehen.
Und deswegen habe ich mich entschlossen, daß es besser ist mit keiner Vorderrad- und Seitenwagen Bremse zu fahren - als mit einer Bremse, bei der man glaubt sie funktioniert tadellos und greift dann ins Leere.
Ach. Technische Details. Dann bin ich also heute 160km nur mit Motorbremse gefahren – und die Hinterradbremse dann als Festellbremse. Funktioniert eigentlich ausreichend gut. Dem 2-Ventil Boxermotorgott sei Dank!
Spannend war dann nur der Teil, wo ich mich dann von Kurt und Susan getrennt habe um noch einmal 20km zu dem Hostal zu fahren, wo Fred übernachtet hatte – nachdem wir ja so überraschend früh dann zurück aufgebrochen sind, hatten wir die Hoffnung noch Fred anzutreffen. Nachdem es keinen Sinn machte, daß wir alle 3 diese echt besch***(eidene) Strecke fahren, haben wir vereinbart, daß wir uns in Villa Mar in rund 60km treffen und uns dort eine Unterkunft suchen.
Tja. Fred war schon um 09:30 aufgebrochen – war also vergebene Liebesmüh von mir. Und auf der Strecke Richtung Villa Mar wurde die Gegend dann sehr „remote“. Also sehr, sehr remote. Und ich machte mir schon ziemliche Sorgen, ob sich Kurt und Susan zurechtfinden – beide haben kein GPS. Und wie ich da so eine wirklich ganz heftige Strecke fahre und dann dem Navi nach links durch eine Wasserdurchfahrt auf einen sehr steilen Abhang hinauf folge, werde ich mit einem genialen Ausblick belohnt. Über das ganze Tal.
Naja. Und was sehe ich? Kurt und Susan in weiter Ferne. Wie sie eben geradeaus die Strecke falsch gewählt hatten und in der Ferne verschwanden.
Sagen wir so… Ich habe beim Einholen der beiden in Richtung Tal sehr viel über das Motorbremsverhalten von Boxermotoren gelernt.
Anyway. Technische Details.
Auf jeden Fall haben wir´s nach Villa Mar geschafft. Uns ein feines Gemüsecurry aus unseren Resten und Gewürzen, die ich so mitherumschleppe, gemacht. Und lassen den Tag gemütlich ausklingen.
Morgen wird noch spannend. Nicht weil ich Geburtstag habe. Sondern weil bei meinem Hinterreifen gerade nicht nur das Gewebe bereits sichtbar ist, sondern schon die Drähte durchkommen. Und San Cristobal, der nächste Ort mit einer Reifenflickerei, ist rund 100km entfernt. Mal schauen, ob ich´s schaffe. La Vida es Aventura.
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