Sonntag, 3. Januar 2016

Theorie. Und Praxis. ...hatten wir das nicht schon mal?

Eigentlich hätte ja alles viel einfacher sein sollen.
Zuhause vor der Abreise habe ich mir überlegt, endlich mein Buch aus Südamerika fertig zu schreiben. Mir endlich dafür die Zeit zu nehmen. Und zu schreiben.
Die Theorie war: Philipe kauft sich kurzerhand ein sogenanntes Convertible (sprich so ein neumodisches Tablet - mit abnehmbarer Tastatur)
Nachdem ja meine Reiseplanung super spontan war, war es ***welches-Wort-auch-immer-hier-passt***-knapp, dass es Amazon noch rechtzeitig liefert - nämlich genau zeitgleich in der Hochzeit des Weihnachtsgeschäftes!
Aber Wunder über Wunder. Mein Lenovo Miix 8300 wurde perfekt pünktlich geliefert!

...Die Praxis: Man freut sich wie ein Kind über das vorzeitig selbst gemachte Weihnachtsgeschenk.
...nur um dann festzustellen, dass die Tastatur so richtig ***welches-Wort-auch-immer-hier-passt*** ist. Also richtig grottig. Mitten während des Schreibens werden unmotiviert Tasten verschluckt....
Klarerweise musste ich dann die Entscheidung treffen ob ich das Tablet zurück schicke - oder ob ich nicht einfach nur das Tablet mitnehme. Nur halt ohne dieser sinnlosen Tastatur.
Ich habe mich für letzteres entschieden.
...was aber ziemlich sinnbefreit war - das tablet ist nämlich auch ohne Tastatur ein ziemlicher Schmarrn!

Der werte Leser möge sich jetzt die werte Frage stellen, warum ich ihm diese wert-volle Anekdote erzähle?
Nun ja - ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich meinen lieben Freunden so wenig schreibe. Und motiviert durch durch das liebe Email von Kurt, einem lieben Freund, den ich in Südamerika kennengelernt habe und dessen Nachricht mich wahnsinnig gefreut hatte, wollte ich nur mal etwas näher erläutern, in welcher technischen Infrastruktur ich operativ zum schreiben ausgestattet bin. Nämlich meinem Handy. Aber alles geht immer irgendwie. So wie Blogschreiben am Handy... 😉

Aber kehren wie zum Kernstück des heutigen Blogs zurück.
Nämlich Theorie.
...und dann gab's ja noch sowas wie Praxis.
Eifrige Leser meines Blogs werden sich eventuell noch an meine Tour durch Südamerika erinnern. Und daran, dass Theorie und Praxis... Ähem... Naja. Vorsichtig formuliert "nicht immer" kongruent sein müssen.
Eben so wie heute wieder mal.

Also ich  fasse noch mal kurz die letzten Tage zusammen: Kaputt mit hohem Fieber im Bett gelegen. Punkt.

Wenig erbaulich. Aber wenigstens konnte ich das Thema "mühsame-Tropenkrankheit-in-traumhafter-Landschaft-verbracht" von meiner Bucket List streichen.

Aber wie es denn manchmal so vorkommt - Philipe wird etwas übermütiger.
Nachdem ich mich jeden Tag etwas sinnbefreit in die Toya Medika Clinic hier in Ubud geschleppt habe - und dort stundenlang gewartet habe um im Endeffekt einfach nur Blut abgenommen zu bekommen (Naja. Zumindest das Gespräch mit den Ärzten war aber immer super nett!), war ich mir jedes Mal mehr unsicher ob es sich auszahlt für ein bisserl zapfen da 3h in der Weltgeschichte herumzutingeln...
Und nur weil die Ärzte hier meinen, dass ich täglich vorbei schauen soll, heißt das nicht notwendigerweise, dass man als intelligentes Wesen auch so tun muss.
Im Gegenteil: Als alter Weltenbummler weiß ich, dass das beste was man als intelligentes Wesen in Asien tun kann, ist genau das Gegenteil zu machen, von dem was einem die Asiaten sagen.

Und von vorgestern auf gestern habe ich das erste mal wieder geschlafen wie ein Stein. Ein ganzer Tag Fieberfrei. Kaum Kopfschmerzen. Ein traumhafter mit satten Wolken bedeckter Himmel, dessen Licht alles in wunderschönsten Farben zum strahlen brachte. 
...und da war meine Begeisterung überraschenderweise ausgesprochen gering da über 3h wieder herumzu-***welches-Wort-auch-immer-hier-passt*** und wieder den halben Tag in der Clinic zu verscheissen.
Das zur Theorie.

....die Praxis hat andere Nuancen.
Nach einer sagen wir mal "durchwachsenen" Nacht wache ich eigentlich mit einem recht guten  Körpergefühl auf.
Leider entdecke ich am ganzen Körper einen ziemlichen Ausschlag - ähnlich einem Ausschlag den ich vor ca. einem halben Jahr in Kroatien hatte (eine echt brutale Ganzkörpersonnenallergie).
Also ging es flotter mal heute ins Spital - wieder begleitet von Sandra, meiner tapferen Krankenschwester.

Nach nur rund 30min warten, wurde ich zum Arzt gelassen.
Ich muss sagen - bis jetzt waren alle Ärzte wirklich super hilfsbereit, kompetent, mitfühlend und -denkend. (Wenn man so will könnte man hier auch ein kleines "so die theorie" anmerken)
(...weil die Praxis war:) diesmal war der Arzt anders. Vollkommen überfordert brauchte er mal 10 min um auszurechnen welchen Tag der Krankheit ich habe. (...und dies obwohl wir ihm nach 5 min herumstammeln - wo er versucht hatte die Krankenakte zu lesen - mitgeteilt haben, dass ich am 29.12.2015 das erste mal in der clinic war)
Auf jeden Fall war der werte Arzt ein aufmerksamer Zuhörer - er stellte mir um dies zu beweisen brav die Fragen, die ich ihm 2 min zuvor vorrausseilend schon  beantwortet hatte, alle gleich nochmal. Ich vermute mal er ist auch sapiosexuell so wie ich und genoss die Unterhaltung mit mir. Zumindest schmeichelt mir das. Irgendwie zumindest. Sehr irgendwie.

Auf jeden Fall meinte er zu dem Ausschlag - das ist normal im Endstadium des Dengue Fiebers. Und meine Vitalwerte waren wie aus dem Lehrbuch - ich kann mich nicht erinnern solch einen vorbildhaftem Blutdruck je gehabt zu haben!
Somit musste ich nur noch ein paar Minuten warten und die Krankenschwester zapft wieder mal...
Nun ja. Nichts was man mittlerweile nicht gewohnt ist. Schließlich gab's Oktoberfest Stimmung: "O'zopft is"
Lustig war dann allerdings das Ende.
Wie ich so rausgehe direkt nach dem Zapfen und zahlen wollte, merke ich plötzlich, dass das Blut wie verrückt aus dem Pflaster herausspritzt. Es hat sich schon ein kleines Bächlein von meiner Armbeuge Richtung Handfläche aufgemacht...
Süss fand ich dann allerdings wie die Krankenschwester mich sieht, erschrickt, in ihren Raum läuft - und mit einem 2x2
cm grossen Aloholtupfer wieder zurück kehrt. 
Normalerweise ist es eher schwer mich zu überraschen. Aber sagen wir so - kurz blitzte der Gedanke "Darwin Award" durch meinen Kopf, wie ich die Schwester mit diesem Alkoholtupferchen in der Hand auf mich zustürmen sah.
Mit einem kurzen "That won't work!" stürmte ich an ihr 4 Schritte vorbei zur Toilette,  riss mir 4 Papiertücher von der Wand und drückte mit die Injektionsstelle eine Minute lang zu...

Lustig. So was ist mir bei einer Blutabnahme auch noch nicht passiert!
Anyway. Soll halt so sein.

Auf jeden Fall waren wir - trotz der überraschenden Endeskapade super flott aus der Clinic draußen und haben beschlossen Raman - unseren Fahrer - gleich um eine kleine Sightseeig Tour zu bitten.
Und so gab's dann eine wirklich sehr feine Tour durch eine Kaffeeplantage - inklusive Kopi Luwak, dem mit über 300€ pro Kilogramm teuersten Kaffee der Welt. (Eine Tasse kostet übrigens in manchen Kaffeehäuser in Europa über 40€. Wir zahlten drei.)
Auch der daran angeschlossene botanische Garten war beeindruckend: so mehr oder minder alle exotischen Gewürze, die man so aus der Zutatenliste der Tiefkühlprodukte kennt, waren dort wild wuchernd nebeneinander aufzufinden. Sehr interessant mal sowas live zu sehen!
Leider war ich nicht so ganz fit und so war ich dann seeeehr froh, dass der vereinbarte Ausflug zu den (brutal touristisch ausgeschlachteten) Reisterrassen dann nur gerade mal ein 5min Spaziergang war!
Zusammengefasst ein wirklich sehr spannender aber auch sehr schöner Tag!
Nachdem die Dauerbelastung meiner beiden bereits glühenden Daumen langsam chronische Züge annimmt, werde ich es wohl jetzt mit den kurzen Schwanks aus meinem Leben sein lassen...
Ich lege mal noch wild ein paar Krankenhaus Photos der letzten Tage und Landschaftsphotos von heute bei.

PS: Ich mag Steve Jobs.
PPS: One more thing: Wie immer hat mich dann das Krankenhaus am Nachmittag bezüglich meiner Blutwerte angerufen. Meine Thrombozyten Werte sind nicht gut. Naja. Oder eher schlecht. Oder sagen wir so. (Laut Internetrecherche) sind Werte von 150(000)-350(000) normal.
Vorvorgestern hatte ich 105.
Vorgestern 93.
(Ähem. Gestern fiel aus)
Heute hatte ich 51.
Erklärt zumindest warum Blut aus dem Loch einer Injektionsnadel so spritzen kann...

Mein Arzt meinte am Telephon - Naja. Normalerweise hätte er mich sofort ins Spital eingewiesen. Aber am Tag 7 des Dengue Fiebers is-a-scho-wurscht. Ich soll halt morgen wieder kommen.
Werde ich machen.

1 Kommentar:

  1. Der Kopi Luwak, hmmmm, drauf g'schissn.
    Aber ich hoffe sehr, dass Du das elende Fieber bald hinter Dir hast! Halt die Ohren steif!
    p.s. One more thing. Kauf Dir 'ne buetooth Tastatur. Full size, und am Urlaubsende einfach abschreiben. Wenn's in Ubud eine gibt.

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